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Marketingkonzept: Kalauer, hahaha

Spaß statt Strafzettel Calau ist ein Witz

"Wie nennt man einen Lehrling beim Zoll? Filzstift!" Eine Stadt in Brandenburg setzt auf Schenkelklopfer für Falschparker - zweimal pro Jahr werden Kalauer statt Knöllchen verteilt. Die Aktion gehört zum Marketingkonzept von Calau, wo man Humor noch ernst nimmt.

Achtung: Dieser Text enthält schlechten Humor. Wenn Flachwitze wie "Was ist die Lieblingsfrucht eines Manta-Fahrers? Eine Mantarine!" Ihr Humorzentrum nicht treffen, lesen Sie jetzt besser nicht weiter.

"Wir haben heutzutage nicht ständig was zu lachen, da ist es schön, wenn man mal abgelenkt wird", sagt Werner Suchner, Bürgermeister von 03205 Calau in der Niederlausitz. An diesem Donnerstag verteilt die Stadt an Verkehrssünder statt Knöllchen Zettel mit Kalauern. Die Aktion ist Teil einer Marketingstrategie, die zentrale Botschaft Calaus: Wir haben Humor. Keinen guten, aber immerhin.

Kostprobe gefällig?

Fragt ein Spaziergänger einen Angler: Na, beißen die Fische? - Nein, Sie können sie ruhig streicheln.

Warum wurde Ihnen denn der Führerschein entzogen? - Ach, blöde Sache. Ich hab 'nen Geisterfahrer überholt!

Treffen sich zwei Spanner. Fragt der eine: Was machst du denn heute so? Sagt der andere: Mal gucken!

(Sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt.)

Andere Orte in der Gegend heißen Crinitz, Altdöbern, Sonnewalde. Cottbus ist nicht weit. Da war die Arbeitsgruppe Stadtmarketing Ende der neunziger Jahre dankbar, dass Calau früher eine Stadt der Stiefel- und Schuhmacher war und die Schuster den Wortwitz pflegten. Heute steht Calau für Flachwitze, so wie Sindelfingen für Mercedes oder Tauberbischofsheim für Fechten steht. Das fand offenbar auch die Stiftung Lebendige Stadt. Von ihr bekam Calau, Wiege der Flachwitze, vor wenigen Wochen eine Anerkennung als "unverwechselbare Stadt" .

Witze-Rundweg mit historischen Kalauern

Calau, wenn man so sagen will, arbeitet hart am Humor. Der Slogan des Ortes lautet "Stadt Calau…kerngesunde Kleinstadt mit Witz". Auf der Homepage gibt es die Rubrik "Kalauer des Monats" . Der aktuellste Eintrag ist vom Oktober: "Worauf steht ein Pferd? Auf Brrrr...!" Jedes in Calau geborene Baby bekommt ein Lätzchen mit der Aufschrift "Ich bin ein Calauer".

Es gibt einen Witze-Rundweg mit 20 Stationen, an denen Schilder mit - kein Witz - historischen Kalauern stehen: "Warum laufen die Calauer immer ihre Absätze schief? Weil auch in Calau die Erde rund ist." "Warum hat Korbmacher Krause eine Glatze? Weil die Afrikaner Krauses Haar haben." (Korbmacher Krause gab es übrigens wirklich. Und er hatte tatsächlich eine Glatze.) Für die Tafeln sei ein Witzwechsel angedacht, sagt Bürgermeister Suchner. Obwohl ja eigentlich nichts dagegen einzuwenden ist, wenn Kalauer abgestanden sind.

Um das Marketing abzurunden, verteilt Rosi Tschepe seit 2001 zweimal im Jahr Kalauer statt Knöllchen, immer an Donnerstagen - Gründonnerstag und dem Donnerstag, der dem Nikolaustag am nächsten liegt. Seit 1991 ist Tschepe Politesse, eine Veteranin des behördlich organisierten Frohsinns sozusagen. Heute, am 8. Dezember, feiert sie ein kleines Jubiläum. Zum 20. Mal gibt es von ihr Schenkelklopfer für Falschparker. Tschepes Favorit: "Warum hat die Kirchturmuhr in Calau zwei Ziffernblätter? Damit zwei Calauer gleichzeitig die Zeit ablesen können."

Am Anfang, sagt Tschepe, seien die Autofahrer immer noch skeptisch. "Die bleiben an ihren Fahrzeugen stehen und warten, ob es Knöllchen gibt." Wenn die ersten Witze dann verteilt seien, spreche sich das schnell herum. "Dann parken viele absichtlich falsch, um Witze zu sammeln." An normalen Tagen stellt die Politesse vielleicht zehn Knöllchen am Tag aus, an Kalauer-Tagen verteilt sie zehnmal so viele Zettel. Es sei schon vorgekommen, sagt Tschepe, dass sie Witze nachdrucken musste.

Briefkästen für den Kalauernachschub

Dass die Gemeinde durch Kalauer statt Knöllchen auf Bußgeld verzichtet - "das können wir verantworten", sagt Bürgermeister Suchner. "Das Kalauer-Image ist entscheidend dafür, dass die Leute kommen." Bei Touristen komme die Aktion sehr gut an. "Die sagen immer, das könnte man auch mal bei uns machen", bestätigt Politesse Tschepe.

Kalauer sind die Buchstaben A bis J. Warum? Weil die alle auf das K lauern!

Gehen einem die ganzen Flachwitze nicht auf den Wecker? Irgendwann vielleicht, sagt Suchner. Aber Spaß beim Humor spielt keine Rolle. "Das hat uns gut gefallen, da kommen wir wieder" - das sei die Rückmeldung von Touristen, so der Bürgermeister. Solange das so bleibt, sollen weiter Kalauer an Autofahrer verteilt werden.

Weil der Kalauernachschub für die Knöllchenaktion eine zu ernste Sache ist, als dass man sie dem Zufall überlassen könnte, gibt es an zwei Orten in der Stadt Witzebriefkästen. Die Zuschriften werden im Rathaus gesammelt. "Man staunt, dass es immer wieder Leute gibt, die neue Kalauer erfinden", sagt Suchner.

Wenn in Calau mal die Kalauer ausgehen sollten - das wäre in der Tat ein schlechter Witz.