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Radeln am Gardasee: Biken, wo die Zitronen blühen

Foto: Stefan Herbke

Mit dem Mountainbike am Gardasee Fünf Traumrouten mit Suchtgefahr

Der Gardasee steht wohl bei jedem Mountainbiker ganz oben auf der Liste der Wunschziele. Ob Einsteiger, Downhiller oder Kletterziegen - hier sind die besten Trails für jeden Schwierigkeitsgrad.

Orangen und Zitronen blühen am Ufer, Zweitausender ragen am Horizont in die Höhe, und das Klima ist ganzjährig mild: Der Gardasee in Oberitalien wird von allen geliebt - von den Ruhesuchenden, den Seglern, Surfern und Wanderern. Und von den Mountainbikern, die sich am besten in Riva, Torbole und Arco am Nordufer des Gardasees einquartieren sollten. Wer dort startet, sollte diese fünf Touren keinesfalls versäumen.

Für Einsteiger: Kraxeln auf der alten Ponalestraße

Der See, der alte Ortskern von Riva, senkrechte Felswände und mittendrin die alte Ponalestraße - mehr Gardasee-Feeling geht nicht. Gleich nach der sehenswerten Altstadt von Riva zweigt die 1851 fertig gestellte Ponalestraße ab, die mühsam aus den senkrechten Felswänden gefräst wurde und seitdem das abgeschiedene Ledrotal mit Riva verbindet. Mittlerweile rollt der Autoverkehr in einem kilometerlangen Tunnel durch den Berg, während auf der alten Strecke die Mountainbiker unter sich sind und beim gleichmäßigen, nie steilen Bergauf die grandiose Sicht über den Gardasee genießen.

Ab Biacese folgt man dem perfekt ausgeschilderten Radweg, der sich unterbrochen durch kurze Flachstücke hinaufschraubt zum Ledrosee (655 Meter). Der glasklare Gebirgssee eignet sich wunderbar für eine Erfrischung, ehe es an die Abfahrt geht, bei der man mit Sicherheit im Belvedere einkehrt. Das verfallene Restaurant wurde wieder hergerichtet und bietet seit Mitte Juni 2014 eine willkommene Rastmöglichkeit an der alten Ponalestraße.

Länge: 25 km; Höhenunterschied: 625 Meter; Anforderung: leicht

Für Downhiller: Klassische Tour Monte Velo

Reine Downhiller mit kompletter Schutzausrüstung nehmen den Bike-Shuttle, der sie ruck, zuck von Torbole nach St. Barbara an den Start der zahlreichen Trails bringt. Die echten Biker wählen dagegen die lange Auffahrt von Arco über San Martino und Carobbi, die vormittags angenehm schattig und kühl durch die bewaldete Westflanke des Monte Stivo führt.

Beim Passo Due Sassi (1108 Meter) erreicht man einen perfekten Aussichtspunkt mit Tiefblick auf Arco und zum Gardasee, dann taucht man wieder ein in den Wald und rollt im leichten Auf und Ab zur Agritur Torboli mit Einkehrmöglichkeit. Auf einer schmalen Teerstraße legt man die letzten 160 Höhenmeter zurück, um in St. Barbara (1181 Meter) den höchsten Punkt der Tour, eine weiteren Rastplatz und den Start für zahlreiche Trails zu erreichen.

Aber Vorsicht: Wer gutgläubig vorhandenen Spuren folgt und in den nächsten Wanderweg abbiegt, landet schnell auf einer knackigen Downhill-Strecke wie dem offiziell gesperrten Anaconda-Trail oder dem Naranch-Trail. Also besser den ausgeschilderten Wegen folgen, etwa Richtung Pannone, um vor S. Rocco rechts in eine schmale Straße einzubiegen, die überaus steil hinunter nach Nago führt - ein Härtetest für jede Bremse.

Länge: 45 km; Höhenunterschied: 1300 Meter; Anforderung: mittel

Bergauf-Bergab: Rasante Abfahrt hinter der Bocca di Trat

Wer klingende Namen sucht, der wählt besser den Tremalzopass, ansonsten bietet die Tour nördlich des Ledrosees alles, was zu einer rasanten Biketour gehört: kilometerlange Anstiege auf einsamen Straßen, eine Einkehrmöglichkeit am höchsten Punkt und bei der Abfahrt die Wahl zwischen rasantem Downhill auf kieswerkähnlicher Strecke oder genussreicher Abfahrt über weite Serpentinen.

Bis zum Westufer des Ledrosees ist das Bergauf identisch mit der Tour über den Tremalzo, in Pieve zweigt die Strecke ab und führt hinein ins stille Val di Concei. Der Auftakt ist noch geruhsam, doch ab Lenzumo wird es anstrengend. Schier endlos schraubt sich das Sträßchen durch den Bergwald hinauf zur Boccha di Trat. Von hier aus sind es nur wenige Meter zum Rifugio Nino Pemici, mit 1600 Metern ist das der höchste Punkt der Tour. Der Downhill zur Malga Grassi bietet Geröll der übelsten Sorte und lässt sich nur mit dem unter Gardasee-Bikern gängigen Motto "Du musst mit den Steinen schwimmen" bewältigen.

Eine Einkehr auf der Malga Grassi empfiehlt sich, damit sich die Arme vom Dauerbremsen wieder erholen, denn auch der nächste Wegabschnitt vorbei an der Malga Grassi hat es in sich. Alternativ wählt man die Umfahrung über Parisi. Ab S. Rocco wechselt man auf eine Betonpiste, die erst die nordseitigen Hänge des Rocchetta-Massivs quert, dann mit einem ungewohnten Tiefblick nach Riva punktet und direkt in den Ortskern von Riva führt - die nächste Eisdiele und Pizzeria sind bereits in Sichtweite.

Länge: 40 km; Höhenunterschied: 1750 Meter; Anforderung: schwer

Für Freerider: Aufpassen am Monte Altissimo

Aufpassen heißt es am Monte Altissimo, dem nördlichen Ausläufer des Monte Baldo, der als kilometerlanger Bergzug das Ostufer des Gardasees beherrscht. Hier verstecken sich zahlreiche Strecken, die unter Freeridern geradezu legendär sind.

Wer da nicht aufpasst und nach dem mühsamen Uphill von Nago - die Landschaft und der ungewohnte Blick über den Gardasee entschädigen mehr als genug für die Anstrengung - in einen der teilweise sogar in Landkarten eingezeichneten Trails abbiegt, der muss sich nicht wundern, wenn er plötzlich vor meterhohen Absätzen im Geröllpfad steht. Oder bei der empfohlenen Abfahrt durch das Val del Diaol auf eine abgesperrte Downhill-Piste trifft, die wirklich nur etwas für Könner ist.

Also besser der schmalen Straße Richtung Doss Remit folgen, um von dort aus die Abfahrtsmöglichkeit über die Malga Rigotti nach Loppio zu erreichen. Das Val del Diaol oder der legendäre Coast Trail können warten.

Länge: 55 km; Höhenunterschied: 2050 Meter; Anforderung: mittel

Der Klassiker: Über Schotter über den Tremalzopass

An dieser legendären Bike-Strecke kommt keiner vorbei. Die Schotterstraße über den Tremalzopass (1863 Meter) wurde im Ersten Weltkrieg angelegt und folgt serpentinenreich dem Bergkamm südlich des Ledrosees. Von Riva aus ein kräftezehrendes Abenteuer mit gut 60 Kilometern Länge und knapp über 2000 Höhenmetern. Am sinnvollsten ist daher die Auffahrt über die Westrampe mit Zufahrt von Riva über die alte Ponalestraße und den Ledrosee.

Die Radwege und Straßen dort sind überwiegend geteert und gut zu fahren, wobei eins klar ist: Ab dem See Laghetto d'Ampola ist Schluss mit lustig. 1100 Höhenmeter schraubt sich die kurvenreiche Straße ohne ein einziges Flachstück hinauf zum Tremalzopass. Im Albergo Garda (1686 Meter) gibt es eine letzte Stärkung für den finalen Anstieg zum Tunnel am Scheitelpunkt (1863 Meter), danach geht es fast nur noch bergab. Wobei das alles andere als einfach ist. Grober Schotter dominiert beim rasanten und schier endlosen Bergab über unzählige Kehren zum Passo Nota (1208 Meter) mit der nächsten Einkehrmöglichkeit.

Unterbrochen durch kurze Gegenanstiege geht es weiter bis in den Sattel vor der Cima di Mughera (1161 Meter) - ein großartiger Aussichtspunkt direkt über dem Gardasee und ein Traumplatz, an dem seit drei Sommern ein kleiner Kiosk durstige Biker versorgt. Von hier führt ein großartiger Trail fast schon gemütlich hinüber zum Passo Rocchetta (1159 Meter) und damit an den Start der Abfahrt nach Riva. Auf dem Wanderweg 422 gibt es hier und da noch eine kurze Tragepassage, danach wechselt man auf eine steile Betonpiste und rauscht über Pregasine mit dem bikefreundlichen Gasthaus in der Ortsmitte hinunter nach Riva - mehr Abfahrtspaß geht nicht.

Länge: 60 km; Höhenunterschied: 2050 Meter; Anforderung: schwer

Weitere Informationen: Ingarda Trentino Azienda per il Turismo SpA, www.gardatrentino.it 

Stefan Herbke/srt/abl
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