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kicker.tv

Schürrles Startelfdebüt beim BVB Aus Vertrauen gut

Dortmund musste viel Kritik einstecken, weil man André Schürrle aus Wolfsburg holte. Doch bei seinem Debüt im DFB-Pokal wirkt der Stürmer wie aufgeblüht. Und das liegt am Trainer.

An einem anderen Ort hätte die kleine Szene aus der 55. Minute ausgesehen wie eine zufällige Begegnung zweier sehr guter Freunde. André Schürrle war gerade ausgewechselt worden, nun traf er am Spielfeldrand auf Thomas Tuchel, geradezu zärtlich sahen die beiden sich in die Augen, fassten sich an, lachten. Es war ein kleiner Moment echten Vertrauens, wie man ihn selten öffentlich sieht zwischen einem Fußballtrainer und einem Spieler.

Inhaltlich war der kleine Dialog eher bedeutungslos, Tuchel hatte über die Blessuren gescherzt, die Schürrle abbekommen hatte, einen Cut am Kinn, einen Schlag auf den Oberschenkel. Aber das war nebensächlich. Es ging um die Geste, um die Wertschätzung, die Tuchel seinem Spieler entgegenbringen wollte. "Wir kennen uns gut, haben immer Kontakt gehabt", sagte Schürrle dann, als der souveräne 3:0-Sieg bei Eintracht Trier vollendet war. "Ich brauche dieses Selbstbewusstsein, und das bekomme ich von ihm."

Es war Schürrles erster Startelf-Einsatz in einem BVB-Pflichtspiel, und er war der auffälligste Profi auf dem Platz. Shinji Kagawas Treffer zum 1:0 und 2:0 hatte er mit vorbereitet, das dritte Tor schoss er selbst, "es ist geil, ich fühle mich pudelwohl", sagte der Weltmeister von 2014. Und diese Euphorie hat viel mit seinem besonderen Verhältnis zu Tuchel zu tun.

Nur wenige Stürmer haben ein so kleines Ego

Der Dortmunder Trainer arbeitete bis 2009 in der A-Jugend von Mainz 05 mit dem Stürmer zusammen, gemeinsam wurden die beiden dort Deutscher Meister, bevor sie im Jahr danach zu den Profis befördert wurden und dort für einige Wochen die Bundesligatabelle anführten. "Er fordert viel, das Training tut mir unglaublich gut", verkündete Schürrle. Und als Tuchel nach seinem Musterschüler von einst gefragt wurde, klang die Antwort geradezu liebevoll.

"Schü", wie der Trainer den Nationalspieler nennt, habe seit seiner Ankunft in Dortmund "jeden Tag ein Strahlen und ein Lächeln auf den Lippen", erzählte Tuchel. Er habe Schürrle unbedingt nach Dortmund holen wollen, "weil es nur wenige Stürmer gibt, die sich so sehr über die Defensive definieren, die so ein so kleines Ego haben, die sich einfach als Teamspieler zu definieren, obwohl sie so eine herausragende Torquote haben". Tuchel schätzt den Fußballer, vor allem aber mag er den Menschen.

Tuchels Plan mit Schürrle

Torjäger sind oft etwas exzentrisch, Schürrle hingegen begreife sich "als Teamspieler", aber er braucht die Wärme der Gemeinschaft. Und die bekommt er beim BVB, bei seinem alten Lieblingstrainer, und sein Kumpel Mario Götze, mit dem er gerade einen gemeinsamen Sommerurlaub verbrachte, ist auch noch da. Kein Wunder, dass der mittlerweile 25-Jährige aufblüht.

Zumal Tuchel einen Plan hat. Der Trainer weiß genau, wie die Mannschaft Schürrles fußballerische Fähigkeiten zur Geltung bringen kann. In manchen Mannschaften wirkt die Spielweise des schnellen Angreifers eindimensional, in Leverkusen und Wolfsburg versuchte er immer wieder die gleiche Aktion: Sprint auf dem linken Flügel, Haken nach innen, Abschluss mit rechts. Das war irgendwann berechenbar.

"Die haben mich gut erwischt"

In Dortmund (und an guten Tagen auch in der Nationalmannschaft) ist Schürrle dagegen ein Spieler, der eng stehende Defensivformationen aufknacken kann. Durch seine klug getimten Sprints hinter die Abwehrkette ist er oft mit langen Vertikalbällen anspielbar, und wenn der Pass nicht kommt, entsteht durch den Laufweg Raum für einen nachrückenden Außenverteidiger. Die Tiefe des Spiels auf dem linken Flügel gehörte in Trier zu den großen Stärken des BVB.

Die Trierer waren schon früh ziemlich frustriert angesichts ihrer Chancenlosigkeit gegen Schürrle und traten zwei-, dreimal kräftig zu. "Die haben mich gut erwischt, am Kinn musste ich getackert werden, aber ich habe keine bleibenden Schäden", sagte der Zugang, dessen Verpflichtung im Dortmunder Umfeld nicht nur Begeisterung auslöste. Die 30 Millionen Euro, die für den Angreifer zum VfL Wolfsburg überwiesen werden mussten, erschienen einigen Experten ziemlich hoch für einen Spieler, der sein Potenzial seit Jahren nicht zur vollen Entfaltung bringt.

Aber die Rückkehr zum ehemaligen A-Jugendtrainer scheint ihm einen Schub zu geben. "Ich wachse immer besser in die Mannschaft rein, ich fühle mich einfach wohl und will Gas geben", sagte er. Am Samstag steht nun gleich die Begegnung mit der Vergangenheit an. Der BVB startet mit einem Heimspiel in die Bundesliga. Der Gegner heißt Mainz 05.

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