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Statistik Rauchen tötet Frauen schneller als Männer

Das Statistische Bundesamt hat die Folgen des Rauchens nach Geschlechtern berechnet - und Erschreckendes herausgefunden: Die Zahl der Frauen, die durch typische Raucherkrebsarten umkommen, ist seit 2002 dramatisch gestiegen. Ein Grund: Der Tabakkonsum schadet Frauen mehr als Männern.
Raucherin: Zahl der Tabak-Toten ist rasant gestiegen

Raucherin: Zahl der Tabak-Toten ist rasant gestiegen

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Rauchen ist, so könnte man meinen, auf dem Rückzug - zumindest in westlichen Ländern. In Kneipen, in öffentlichen Gebäuden und an Arbeitsplätzen ist es meist verboten, die Werbung aus diversen Medien verbannt, unter Jugendlichen gilt es inzwischen als uncool. Doch was das Statistische Bundesamt jetzt berechnet hat, zeichnet ein anderes Bild - zumindest, was Raucherinnen in Deutschland betrifft.

Demnach schadet Rauchen Frauen deutlich mehr als Männern. Wenn sie an Lungenkrebs oder anderen Atemwegstumoren erkranken, verlieren Frauen deutlich mehr Lebensjahre, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden anlässlich des Weltnichtrauchertags berichtet. Während Männer im Durchschnitt 2,9 Jahre früher stürben, seien es bei Frauen 10,5 Jahre.

13.815 Frauen wurden laut Destatis im Jahr 2010 Opfer von Krebsarten, "die in einem engen Zusammenhang mit dem Konsum von Tabakprodukten gebracht werden können". Das seien 36 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums sind rund 90 Prozent aller Menschen, die an Lungenkrebs sterben, Raucher.

Frauen weniger widerstandsfähig

Frauen erkranken nicht nur früher rauchertypischen Krebsarten, sie sterben auch häufiger daran. Unter den Todesopfern durch Lungen-, Bronchial-, Speise- oder Luftröhrenkrebs hat sich der Frauenanteil deutlich erhöht: 2010 waren 31 Prozent der insgesamt 44.457 Toten weiblich, 2001 betrug der Frauenanteil bei 40.053 Gestorbenen noch 25 Prozent, wie die Statistiker berechnet haben.

Der Grund: Männer haben in den vergangenen Jahren häufiger das Rauchen aufgegeben, dafür haben mehr Frauen damit angefangen. "Die Quittung bekommen wir jetzt", sagte Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum. "Wir haben einen erfreulichen Rückgang des Bronchialkarzinoms bei Männern, aber einen dramatischen Anstieg der Todesfälle bei Frauen." Wenn sich die Entwicklung so fortsetze, "dann wird der Lungenkrebs bei Frauen bald den Brustkrebs als Todesursache Nummer eins bei den Tumoren ablösen."

Wieso sich Frauen mit dem Rauchen mehr schaden als Männer, ist nicht bekannt. "Darüber gibt es keine wissenschaftliche Untersuchung", sagte der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns. Möglicherweise könnten hormonelle Schwankungen und der weibliche Zyklus eine Ursache sein. Epidemiologisch sei jedenfalls klar bewiesen, dass Frauen weniger widerstandsfähig gegenüber krebserzeugenden Stoffen seien als Männer. "Frauen sollten daraus ihre Schlüsse ziehen", rät Bruns.

Aus Kostengründen steigen unterdessen immer mehr Raucher auf Selbstgedrehte um. Der Konsum fertiger Zigaretten sank zwischen 2002 und 2011 von 398 Millionen auf 240 Millionen Stück pro Tag. Der Konsum von Drehtabak stieg dagegen im gleichen Zeitraum von 42 auf 74 Tonnen täglich. Zigarren und Zigarillos werden ebenfalls häufiger gekauft: 2002 gingen acht Millionen Stück am Tag in Flammen auf, 2011 zwölf Millionen.

Seit der Wiedervereinigung wurden in Deutschland in keinem Jahr mehr Zigarren, Feinschnitt und Pfeifentabak hergestellt als 2011. Insgesamt wurden 220 Milliarden Zigaretten, 2,4 Milliarden Stumpen und Zigarillos, 532 Millionen Zigarren, 42.800 Tonnen Feinschnitt und 1100 Tonnen Pfeifentabak produziert.

mbe/dpa