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Sexualforschung Frauen berichten von Sport-Orgasmen

Sportliche Höhepunkte erleben manche Frauen wortwörtlich. Eine Studie zeigt, bei welchen Sportarten sie - zufällig oder absichtlich - einen Orgasmus hatten. Die Forscher hoffen, dass ihre Arbeit einmal Frauen helfen kann, die sonst beim Sex Schwierigkeiten damit haben.
Training im Fitnessstudio: Manchmal besonders befriedigend

Training im Fitnessstudio: Manchmal besonders befriedigend

Foto: Corbis

Genaugenommen ist dies eine alte Geschichte: Bereits im Jahr 1953 berichteten der US-amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey und seine Kollegen, dass fünf Prozent der von ihnen befragten Frauen schon einen Orgasmus beim Sport erlebt hatten. Hier und da finden sich in Lifestyle- und Sportmagazinen Hinweise darauf. Doch wissenschaftlich erforscht ist das Phänomen bislang kaum. Daher ist die Studie von Debby Herbenick und Dennis Fortenberry von der Indiana University durchaus eine Neuigkeit.

Im Fachmagazin "Sexual and Relationship Therapy"  berichten sie vom Ergebnis einer anonymen Online-Befragung, bei der 370 Frauen über die stimulierende Wirkung verschiedener sportlicher Übungen berichteten. Die Ergebnisse widersprechen der These, dass der weibliche Orgasmus eine rein sexuelle Angelegenheit sei, schreiben die Forscher. "Sie können uns außerdem mehr über die körperlichen Abläufe verraten, die dem weiblichen Orgasmus zugrunde liegen", sagt Herbenick.

In der Befragung gaben 124 Frauen an, mindestens einmal einen Höhepunkt beim Sport erlebt zu haben. Die Mehrheit sagte, sie hätte dabei keinerlei sexuelle Phantasien gehabt. 246 berichteten von angenehmer Erregung, die jedoch nicht in einem Orgasmus gipfelte. 40 Prozent der Frauen hätten diese Gefühle oder einen Orgasmus mehr als zehnmal beim Sport erlebt. Die Teilnehmerinnen waren 18 bis 63 Jahre alt; Minderjährige sollten den Fragebogen nicht ausfüllen. Die meisten waren heterosexuell, lebten in einer festen Beziehung oder waren verheiratet.

Wie weit verbreitet das Phänomen ist, kann diese Form von Befragung nicht klären. Dass sich allerdings 370 Frauen in der fünfwöchigen Studiendauer meldeten, deute darauf, dass es nicht allzu selten vorkomme, meinen die Forscher.

Bauchmuskeltraining, Tennis, Pilates

Etwas mehr als die Hälfte der Frauen gaben an, einen Sport-Orgasmus beim Trainieren der Bauchmuskeln erreicht zu haben, also bei Sit-Ups oder ähnlichen Übungen. Gewichte stemmen, Tennis, Pilates, Yoga, Aerobic, Radfahren, Reiten und Laufen wurden ebenfalls genannt. Obwohl die meisten Frauen angaben, dass sie die Erfahrung durchaus glücklich gemacht hätten, schämten sich auch viele - vor allem aus der Sorge heraus, dass jemand anderes ihre Erregung bemerkt haben könnte.

Während einige Frauen angaben, dass der Orgasmus sich eher zufällig ereignet habe, meinten andere, sie könnten die Erfahrung steuern und damit auch beim Sport wiederholen.

Herbenick und Fortenberry merken an, dass es zwar einige Fallberichte über spontane, nicht beim Sex erlebte Orgasmen gebe, die meist als Nebenwirkung bei der Einnahme von Psychopharmaka oder ähnlichen Medikamenten auftraten. Warum Frauen beim Sport einen Orgasmus erlebten, sei jedoch unklar. Wenn Bauch- und Beckenbodenmuskulatur angespannt werden, könnte dies von innen Druck auf die Klitoris ausüben und so zu einem Orgasmus führen. Auch das schnelle Atmen beim Sport könnte den Höhepunkt zumindest befördern.

Forscher könnten nun untersuchen, wie sich die Bewegungen beim Sport von denen unterscheiden, mit denen Frauen beim Sex mit einem Partner oder beim Masturbieren einen Orgasmus erreichen. Möglicherweise lassen sich daraus Übungen entwickeln, mit denen Frauen leichter einen vaginalen Höhepunkt bekommen - was sich viele Frauen wünschen, wie die Wissenschaftler anmerken.

wbr