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Weltraumkolonie: Schöner Wohnen auf dem Mars

Foto: Brendan Smialowski/ Getty Images

Gigantische Marskolonie Ein Milliardär hebt ab

Elon Musk will zum Mars - und 80.000 Menschen mitnehmen. Der Chef der Firma SpaceX präsentiert im wahrsten Sinne des Wortes hochfliegende Pläne, auch wenn ihm die Technik zur Umsetzung noch fehlt. Musk will sogar auf dem Roten Planeten sterben.

Die Pläne von Elon Musk klingen wie Science Fiction - und es ist noch nicht einmal unwahrscheinlich, dass sie das auch bleiben werden. Der Gründer der privaten Weltraumfirma SpaceX hat nicht weniger vor, als auf dem Mars eine Kolonie mit bis zu 80.000 Einwohnern zu errichten. Und der erste Flug soll schon in zehn bis 15 Jahren starten. Doch weil der umtriebige Entrepreneur als Macher bekannt ist - Stichworte: PayPal, Tesla Motors, SpaceX - und nicht (nur) als Dampfplauderer, hört man ihm besser zu.

"Auf dem Mars lässt sich eine selbsterhaltende Zivilisation starten und zu etwas richtig Großem entwickeln", so warb der 41-Jährige vor einigen Tagen vor dem Royal Aeronautical Society in London. Und wer weiß, vielleicht gelingt es dem umtriebigen Manager ja auch in diesem Fall wieder einmal, seine im wahrsten Sinne des Wortes hochfliegenden Pläne tatsächlich umzusetzen. Er wird seinen bekannten eisernen Willen dafür brauchen - und jemand, der die Party zahlt.

In London rechnete Musk vor, wie er sich das Mars-Projekt vorstellt: Ein Ticket zum Roten Planeten soll demnach nicht mehr als 500.000 Dollar kosten. Zum Vergleich: Die USA zahlen aktuell allein mehr als das Hundertfache, um einen ihrer Astronauten mit einem russischen Sojus-Raumschiff zur Internationalen Raumstation fliegen zu lassen. Und die ist rund 400 Kilometer von der Erde entfernt - zum Mars sind zum Teil weit mehr als 200 Millionen Kilometer zurückzulegen.

Musks Ticketpreis ist allerdings nicht das Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitskalkulation; er ist ein Wunschwert. Denn eine halbe Million Dollar, so sagte der Milliardär, sei eine Summe, die sich die gehobene Mittelklasse in Industrieländern durchaus leisten könne. Die Investition für einen Flug zum Mars sei dann mit dem Kauf eines Hauses in Kalifornien vergleichbar, so Musk.

Eine zugegebenermaßen etwas kesse betriebswirtschaftliche Logik. "Ich glaube, es gibt genügend Leute, die das zahlen würden", verteidigt sich Musk. Ex-Astronaut Scott Horowitz, zwischen 2005 und 2007 Chef des Nasa-Explorationsprogramms, ätzt dagegen im Magazin "Esquire ": "Das ist einfach Quatsch. Es ist dummes Gelaber. Warum erlaubt man ihm, solche Sachen zu sagen?" Doch Musk definiert seine Projekte über die Ziele - der Weg dorthin scheint nur ein Detail.

Und so rechnet er weiter: Unter den zum Zeitpunkt des Starts wohl acht Milliarden Menschen auf der Erde sei vielleicht einer unter hunderttausend bereit, sich auf den interplanetaren Weg zu machen. So kommt er auf die Zahl von 80.000 Mars-Kolonialisten. Potentiellen Mars-Kolonialisten müsste man also besser sagen.

Musk macht ohnehin klar, dass sich zunächst ein kleiner Voraustrupp mit großen Mengen an Werkzeugen und anderem hilfreichen Gerät auf den Weg machen muss. Durch gezielte Anpassung der Lebensbedingungen auf dem Mars sollen dann nach und nach immer weniger Infrastruktur-Lieferungen von der Erde nötig sein, was in den Raketen Platz für zusätzliche Siedler schaffen würde. Bis dann irgendwann sogar mehrere Transporter am Tag Richtung Mars anheben würden, wie Musk in der aktuellen Ausgabe des "Smithonian Magazine " zitiert wird.

"Es muss passieren, auf die eine oder die andere Art"

Doch außer zahlungskräftigen Freiwilligen fehlen Musk noch die Vehikel für den Materialtransport zum Roten Planeten. Wieder so ein Detail. Den Job sollen Weiterentwicklungen der Falcon-9-Rakete übernehmen. Das Fluggerät hat es - mit beträchtlicher finanzieller Unterstützung der US-Weltraumbehörde Nasa - immerhin schon geschafft, den ersten kommerziellen Frachttransporter zur Internationalen Raumstation zu bringen. Parallel arbeitet SpaceX gerade an der Falcon Heavy, die Nutzlasten von mehr als 50 Tonnen in den niedrigen Erdorbit bringen kann.

Doch entscheidend für die Marspläne ist etwas, das Musk den "Heiligen Gral des Raketenbaus" nennt: Es geht um eine vollständig wiederverwendbare Rakete, die mit Sauerstoff und Methan angetrieben werden soll. Die Firma arbeitet an Prototypen, die senkrecht wieder landen können. Doch die scherzhaft als Grashüpfer bezeichneten Maschinen können einstweilen nur aus ein paar Metern Höhe wieder aufsetzen. Bereits "in ein bis zwei Jahren" solle aber eine Oberstufe einer Falcon 9 mit der Technik wieder sanft auf der Erde landen. Senkrecht, wie sie einst startete.

Vor der Royal Aeronautical Society sagte Musk, er sei "hoffnungsfroh", dass die erste Mars-Mission eine gemeinsame Aktion von Regierungen und Privatsektor werde. Aber nötigenfalls müsse die Geschäftswelt den Job auch vollständig allein übernehmen: "Es muss passieren, auf die eine oder die andere Art."

Was sein persönliches Schicksal angeht, hat Marsmann Musk übrigens ähnlich festgefügte Vorstellungen. Er wolle, so erklärte er "Bloomberg Businessweek ", auf dem Roten Planeten sterben. Aber nicht schon direkt bei der Landung.

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