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Geschichte Schatzsuche

Die unterirdische Piratenfestung voller Gold

Auf einer Insel vor Kanada soll der legendäre Korsar Kidd seine Beute vergraben haben. Schatzsucher entdeckten merkwürdige Stollengänge. Mehr fanden sie bislang nicht. Noch nicht.

Da sitzen zwei betagte Männer, beide um die 80 Jahre alt, auf einer Trauminsel und meiden sich nach Kräften. Der eine, Dan Blankenship, ist ein früherer Bauunternehmer, der 1960 alles verkauft hat und nach Oak Island zog. Der andere, Fred Nolan, ist Landvermesser, kratzte auch in den 60er-Jahren alles Geld zusammen und kaufte sich Land auf der Insel.

Niemand sonst wohnt dort, auf den 57 Hektar Land im Meer unmittelbar vor Nova Scotia an der kanadischen Küste. Beide hegen sie einen Traum, und ihre Berufe ergäben zusammen auch die ideale Expertise, ihn wahr zu machen. Vor einigen Jahren besuchte Blankenship einmal Nolan. Er hatte ein Gewehr dabei. Die Polizei musste schlichten.

Seither sprechen sie kein Wort miteinander. Blankenship, der den 200-Meter-Damm vom Festland errichtet hatte und dem der Brückenkopf auf der Insel gehört, lässt Nolan nicht darüberfahren. Nolan wiederum kaufte sich das gegenüberliegende Grundstück auf dem Festland, so dass auch Blankenship ins Boot steigen muss.

Es ist nicht der übliche Fall zweier streitsüchtiger Rentner. Auf Oak Island geht es um mehr. Die beiden sind harte Konkurrenten. Als letzte Teilnehmer einer Jahrhunderte währenden Stafette von Abenteurern. Desperados darunter, aber auch finanzstarke Investoren. Sie alle suchten und suchen nach einem Schatz. Sie haben die halbe Insel umgegraben.

Sechs Menschen starben auf Oak Island

Bisher haben sie keine Reichtümer auf Oak Island gefunden, aber Hinweise, die viele an einen milliardenschweren Schatz von Konquistadoren, von Piraten aus ihrer goldenen Zeit oder von Werttransporten britischer oder französischer Schiffen glauben lassen. Irgendjemand hat die Mär aufgebracht, dass erst sieben Menschen sterben müssen, bis das Geheimnis von Oak Island gelüftet ist. Bisher, so heißt es, starben bei den Grabungen sechs Menschen, verschüttet, ersoffen, erschlagen. Vielleicht aber auch mehr.

Angefangen hat es im Jahr 1795. Ein Siedler-Junge, Daniel McGinnis, setzte damals mit seinem Boot die 200 Meter vom Festland aus über, für einen Streifzug durch die unbewohnte und noch nahezu unberührte Insel. Unheimliche Sagen umrankten sie, nachts sollen dort immer mal Gestalten umgegangen sein, vor langer Zeit, vom Ufer aus sollen ihre Handlichter zu sehen gewesen sein.

Für den 16- oder 20-jährigen Abenteuerlustigen das Richtige. Nach seiner Ankunft stieß er im Wald bald auf eine Lichtung, etwas erhaben, auf einem Hügel gelegen. Sie schien ihm künstlich angelegt, wegen der regelmäßigen Umrisse und wegen der Absenkung des Bodens in der Mitte, auf etwa zwei mal zwei Meter. Der Ort mutete an wie eine zugeschüttete Grube. Angeblich soll McGinnis auch Reste eines Flaschenzuges gesehen haben.

Der junge Daniel holte zwei Schulfreunde und Schaufeln. Sie begannen zu graben. Nach etwa einem halben Meter stießen sie auf Schieferplatten – eine künstliche Abdeckung. Sie buddelten weiter, kamen zügig voran, weil die Lehmwände rings um den zwei mal zwei Meter weiten Schacht sich als stabil erwiesen. Nach drei Metern versperrten ihnen Eichenbalken das Weitergraben, dicht an dicht gelegt und an den Seitenwänden verankert. Die Decke einer Schatzhöhle? Noch einmal stachen sie weiter und fanden in sechs Meter Tiefe – eine weitere massive Balkenlage.

Das „Goldene Zeitalter“ der Piraterie

Was erhofften sich die drei? Ein Schatz, so viel war ihnen klar, würde dort unten irgendwo liegen. Aber von wem? Im 16. Jahrhundert begannen die Konquistadoren mit ihren Goldtransporten in die Heimat Spanien. Es dauerte nicht lange, bis diese Frachten mit fantastischen Werten Piraten anlockten. Das „Goldene Zeitalter“ der Piraterie begann, in dem legendäre Gestalten wie Käpt’n Kidd, Blackbeard, Bartholomew Roberts und andere in der Karibik ihr Unwesen trieben.

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Sie alle, aber auch die Freibeuter wie Francis Drake, denen die britische Königin einen – aus ihrer Sicht – offiziellen Kaperbrief ausgestellt hatte, um die spanische Konkurrenz zu schädigen, enterten unzählige Schiffe. Je nach Konstellation, dem Kräfteverhältnis der Flotten im weiteren Umkreis, aber auch den eigenen weiteren Vorhaben, waren für sie die unterschiedlichsten Anlässe denkbar, ihre eroberten Schätze noch in der Region zwischenzulagern, vergraben und so zu sichern.

Besonders britische und französische Schiffe hatten ihre Rückzugsgebiete weiter im Norden, bis hinauf zum heutigen Kanada, wo einige ihrer Landsleute neue Länder entdeckten und wenig später besiedelten. Große Summen wurden dort auch ganz offiziell verschifft, besonders zu Zeiten der britisch-französischen Auseinandersetzungen, als dort Kriegskassen unterwegs waren.

Die Gegend um Oak Island war spät erst und spärlich besiedelt. Die Annahme, dass im Boden der Insel Werte schlummerten, war also für den jungen Daniel keineswegs abwegig. Doch sie hatten keine Chance, mit ihren primitiven Schaufeln weiter vorzudringen. Ohne die Schachtwände fachmännisch abzusichern, wäre es lebensgefährlich geworden. Nach sechs Metern war Schluss.

Bündel vermoderter Kokosfasern

Neun Jahre später, im Jahr 1804, kamen sie zurück, nun mit einer eigens gegründeten Firma, Onslow Company, kauften die Ländereien um die Grube herum und ließen ihre Arbeiter die Schachtwände abstützen. Mit professioneller Energie ging es weiter in die Tiefe. Lehm, und regelmäßig alle drei Meter eine Lage dickstämmiger, runder Eichenbalken, das war der Rhythmus. Die Hölzer waren offenbar kalfatert, abgedichtet wie Bootswände. Sollte hier irgendetwas vor Wasser geschützt werden? Wenn ja, von oben oder von unten. Balken, Lehm, Balken, Lehm.

Bei der Zwölf-Meter-Balkenlage dann: Bündel vermoderter Kokosfasern. Sie hatten an diesem Ort nicht nur keinen natürlichen Ursprung. Sie kamen obendrein von weit her, aus der tropischen Karibik etwa, gemeinsam mit irgendwelchen Preziosen? Kokosfasern, das war bekannt, dienten zur schonenden Verpackung wertvoller Fracht, schützten zerbrechliche Gegenstände. Je tiefer die Männer vordrangen, desto mehr Kokosfasern kamen ihnen zwischen den Balken in die Finger.

Dann, bei der Lage auf 27 Meter Tiefe: Eine dicke Schieferplatte, 60 mal 30 Zentimeter groß, wieder Schiefer, dieses Mal mit Zeichen, die niemand zu entziffern vermochte. Wer hat den Stein dort, in dieser Tiefe deponiert? Oder ist er im Geschiebe der letzten Eiszeit dorthin gelangt, haben die tektonischen Bewegungen die Hieroglyphen gezeichnet?

Nachdem die Arbeiter eines Abends 1805 bei 27 Meter Schluss machten und am nächsten Morgen zurückkehrten, erlebten sie eine böse Überraschung: Der Schacht war neun Meter hoch mit Wasser vollgelaufen. Sie versuchten, ihn über einen aufwendigen zweiten Schacht trockenzulegen, vergebens.

Eine zweite, unsichtbare Wirklichkeit

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Die Onslow Company hatte kein Geld und auch keine Hoffnung mehr, vor allem weil es sich um Salzwasser handelte, das Meer drückte herein, die Männer waren überfordert, gaben auf. 40 Jahre herrschte Ruhe im Schacht. Eine abgesoffene Schatzgrube, über die der Ozean die Herrschaft übernommen hatte. Vergessen aber war Oak Island nie.

Im Jahr 1849 kam großes Geld und großes Gerät. Die Truro Company hatte die Liegenschaften übernommen, mit den drei ursprünglichen Entdeckern als Berater. Untersuchungen förderten fast Unglaubliches zutage: Das gesamte Areal zwischen der Grube und dem Strand war künstlich beschaffen, bis in zwanzig, dreißig, vierzig Meter Tiefe. Unterirdische Kanäle, von Schieferlagen stabilisiert und mit Kokosfasern abgedichtet, kamen ans Licht. Dazu Fangdämme, um die Bauarbeiten abzusichern. Verbirgt Oak Island eine zweite, unsichtbare Wirklichkeit: Eine Festung, mit einem Schatz im Allerheiligsten? Aber wo befindet sich das?

Die entscheidende Frage konnte auch die Truro Company nicht beantworten: Wozu das Ganze? Sollte das Tunnelsystem etwas Wertvolles vor dem Wasser schützen oder Schatzgräber ertränken? Auch Truro ging das Geld aus.

Viele Firmen gingen pleite

Im 19. Jahrhundert bekam Oak Island seinen Spitznamen: Money Pit. Die Geldgrube. Viel Geld wurde auf Oak Island versenkt. Und viel Geld wollten die Menschen dort ausgraben. 1897 versuchte ein Amerikaner namens Frederick Blair den ganz großen Wurf. Blair wollte den Meeresstrom vor der Küste mit Dynamit umleiten. Er scheiterte.

Illustre Persönlichkeiten – 1909 auch der spätere US-Präsident Franklin D. Roosevelt – investierten Geld, Kraft und Zeit. Sie fanden Metallstücke, Ziegenhaut (in 52 Meter Tiefe), immer wieder Kokosfasern, Zement, Baumstämme, aus dem 16. Jahrhundert. Die Betreiber einer Unterwasserkamera wollten in 60 Meter Tiefe Leichenteile ausgemacht haben. Taucher fanden nichts, wären aber fast selber als Wasserleichen geendet.

Oak Island Association, Oak Island Eldorado Company, Halifax Company – viele Firmen gingen pleite, andere übernahmen, verlagerten sich in den 1980ern auf Techniken des Tagebaus – vergebens. Wie geht es weiter? Wenn auch die beiden alten Herren keine Kraft mehr haben zum Streiten und Graben?

Von dem gehängten Piraten William Kidd ist immerhin überliefert, dass er irgendwo in Amerika einen großen Schatz vergraben haben soll.

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