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So futtern Sie sich im trüben Herbst gute Laune an

Wenn im Herbst die Tage kürzer und trüber werden, schlägt das vielen aufs Gemüt. Doch mit Gute-Laune-Essen lässt sich der Kummer ganz einfach runterschlucken.

Mit den schwächer werdenden Sonnenstrahlen verblasst oft auch das Lächeln auf den Gesichtern. Viele Menschen fühlen sich müde, traurig und lustlos. Schuld daran ist das Hormon Melatonin, von dem in der dunklen Jahreszeit mehr gebildet wird. Es macht nicht nur müde, sondern senkt den Gehalt von Serotonin im Körper. Wegen seiner positiven Wirkung auf den Gemütszustand wird Serotonin auch einfach „Glückshormon“ genannt.

Doch man muss nicht bis zum Frühling warten, bis sich die Stimmung wieder von alleine hebt. Verschiedenste Nahrungsmittel – so genanntes Mood Food – können dabei helfen, die körpereigene Produktion von Serotonin anzukurbeln und so die schlechte Laune ganz einfach runterzuschlucken.

Exotische Früchte wie Bananen, Ananas und Papaya sowie Feigen und Avocados enthalten zwar von Natur aus Serotonin. Doch ganz so einfach ist das mit der Glücksnahrung dann auch wieder nicht. Wird das Glückshormon nämlich mit der Nahrung aufgenommen, gelangt es in den Magen, nicht aber ins Gehirn und kann seine positive Wirkung deshalb nicht entfalten.

„Serotonin muss der Körper im Gehirn selbst bilden“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin und Buchautorin Dagmar von Cramm. Und damit das auch geschieht, braucht er als wichtigsten Baustoff die Aminosäure Tryptophan. Gleichzeitig sind Kohlenhydrate nötig, um das Tryptophan ins Gehirn zu lotsen. Beides kann nur mit der Nahrung aufgenommen werden. Während die Kohlenhydrate die Insulinausschüttung anregen und so dafür sorgen, dass die Muskeln vermehrt andere Aminosäuren aufnehmen, bleibt die Aminosäure Tryptophan im Blut und gelangt sozusagen konkurrenzlos ins Gehirn. Dort wird aus Tryptophan schließlich Serotonin gebildet.

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Schokolade ist zwar zu Recht als Gute-Laune-Lebensmittel bekannt, doch das Stimmungshoch hält nach dem Genuss nicht allzu lange an. Von Cramm hat da ein gesünderes Rezept: „Ich würde eine heiße Schokolade mit dunklem Kakaopulver und einer Spur Vanille empfehlen. Die enthält durch die Milch außerdem noch Vitamin D, dass für uns besonders in den Wintermonaten enorm wichtig ist.“

Noch besser geeignet seien allerdings Vollkornprodukte, Kartoffeln und Reis, die den Körper mit komplexeren Kohlenhydraten versorgen. Sie werden langsam verdaut und halten, anders als Schokolade, den Blut-Zucker-Spiegel und die Insulinausschüttung konstant. Gute Tryptophan-Lieferanten sind Fische, Cashewkerne, Paranüsse, Eier, Dinkel, Quark, Käse und Weizenkleime. Aber auch jegliche Produkte aus Sojabohnen sind wahre Glücksbringer.

Allerdings, so betont von Cramm, sei Serotonin bei weitem nicht der einzige Stoff, der unserem Körper im Winter fehlt: „Die Regel, 2 Portionen Obst und drei Portionen Gemüse am Tag zu essen, gilt vor allem in den kalten Jahreszeiten.“ Um gut gelaunt durch einen trüben Tag zu kommen, empfiehlt von Cramm, Morgens mit einem Müsli aus Haferflocken, ungeschälten Mandeln, Milch und Orangen zu starten. „Scharfmacher, wie Chili, Pfeffer oder Peperoni im Mittagessen regen übrigens die Endorphinausschüttung an und geben deshalb zusätzlich positive Energie für den Tag.“

Doch Essen allein macht auch nicht glücklich. „Ich halte den Mangel an Vitamin D für ein fulminantes Problem“, sagt von Cramm. „Dieses Vitamin bilden wir hauptsächlich in der Haut, weshalb die Mittagspause unbedingt dazu genutzt werden sollte, raus zu gehen.“ So könne die Bewegung an der frischen Luft die positive Wirkung der Lebensmittel noch zusätzlich stärken. „Licht und Luft halten das Schlafhormon Melatonin in Schach“, sagt von Cramm. Das Hormon, das den Menschen träge und traurig macht.

Jordan Troisi von der University of Buffalo im US-Bundesstaat New York hat zudem Erstaunliches herausgefunden. Seinen Untersuchungen zufolge kann das persönliche Lieblingsessen das Gefühl von Einsamkeit und Frust vertreiben . Dabei spiele das Gedächtnis eine wesentlich wichtigere Rolle, als die Inhaltsstoffe der Leibspeise. Denn allein die positiven Erinnerungen, die mit dem Lieblingsessen verbunden werden, würden das Wohlbefinden stärken.

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Die über Nase und Zunge aufgenommenen Sinnesreize haben eine entscheidende Wirkung auf das Gefühlszentrum im Gehirn. So habe auch der Duft von Speisen und die damit verbundene Erinnerung nachweislich einen Einfluss auf die Gefühlswelt.

„Deshalb macht es natürlich auch einen Unterschied, ob wir die Nahrung warm oder kalt zu uns nehmen“, sagt von Cramm. „Schon der Duft von Gewürzen, wie Zimt, Muskat oder Vanille wirkt auf uns stimmungsaufhellend. Der Schriftsteller Rudyard Kipling hat mal ganz richtig gesagt: `Gerüche gehen tiefer ins Herz als Töne und Bilder.' “ Das gelte besonders für den Duft von Essen, meint von Cramm.

Doch die Ernährungswissenschaftlerin warnt davor, sein Winterglück allein im Essen zu suchen: „Wer im Winter meint, er müsse seiner Seele bei all der Kälte und Dunkelheit stets was Gutes tun, indem er auf duftendes Weihnachtsgebäck und deftige Speisen zurück greift, tut sich keinen Gefallen.“

Schweres Essen liegt auch schwer im Magen. Der Körper ist dann so sehr mit der Verdauung beschäftigt, dass man sich wieder müde und schlapp fühlt. Nüsse, Mandeln, Orangen und Apfelsinen seien die weitaus bessere Seelennahrung und lägen später nicht auf den Hüften. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns jetzt nicht so viel Kummerspeck anfuttern , sonst folgt auf die Novemberdepression automatisch der Frühjahrsblues.“

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