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Gesundheit Medizinmesse

Das Smartphone übernimmt Gesundheitschecks

Ob Blutdruck, Gewicht, Blutzucker oder Babygeschrei – Smartphone-Zubehör für die Gesundheit boomt. Bei der Messe Medica sind digitale Wohlfühl-Accesoires versammelt.

Es summt, piepst und rauscht im Ohr – Tinnitus quält nach Schätzungen jeden zehnten Erwachsenen. Ein winziges Gerät, kaum größer als eine Streichholzschachtel, soll Betroffene von den nervigen Ohrgeräuschen befreien. Die mit dem Deutschen Innovationspreis für Medizin ausgezeichnete Entwicklung ist eine der Neuheiten auf der weltgrößten Medizinfachmesse Medica, auf der derzeit mehr als 4500 Aussteller in Düsseldorf ihre Hightech-Entwicklungen zeigen.

Vier Stunden am Tag soll der tinnitusgeplagte Patient den vom Arzt programmierten Neurostimulator tragen. Per Kopfhörer sendet das etwa 2700 Euro teure Gerät Töne in das Hörzentrum – das Gehirn soll den Tinnitus-Dauerton so verlernen. Bei Tests hätten rund drei Viertel der Patienten positiv auf die sechs- bis zwölfmonatige Behandlung reagiert, sagt Claus Martini, Geschäftsführer der Herstellerfirma ANM (Troisdorf). 20 bis 30 Prozent der Patienten sprachen allerdings nicht auf die ungewöhnliche Therapie an.

Auf dem Vormarsch in Kliniken, Praxen und beim Patienten zu Hause sind Smartphones als Gesundheitskontrolleure. Aufsätze für Smartphones erledigen die Kontrolle etwa von Blutzucker und Körpertemperatur an. Oft übermittelt ein dazugehöriges Programm die Werte auf Wunsch gleich noch dem Arzt. Eine Waage sendet dem Smartphone das aktuelle Gewicht – oder will gar bei der Motivation helfen.

In den Startlöchern steht die Früherkennung von Hautkrebs per Smartphone. Der Arzt kann mit einem Steckaufsatz mit Mikroskop Bilder von verdächtigen Muttermalen machen und diese an eine Internet-Plattform übermitteln, um sich die Zweitmeinung von Kollegen einzuholen. Nach Ansicht von Experten können die mobilen Applikationen aber nicht umfangreiche Klinikanalysen ersetzen. Zudem seien Bedienungsfehler der Benutzer nicht auszuschließen.

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Riesenfortschritte machen die Entwicklungen im Ultraschall. So können Schwangere dreidimensionale Farbfotos vom Ungeborenen bekommen. Ein neues Ultraschallgerät bilde Hände, Füße und Gesichtszüge des Fötus so plastisch ab, dass schon vor der Geburt Ähnlichkeiten mit Mama oder Papa festgestellt werden könnten, hieß es bei der Messe. Der pro Untersuchung bis zu 250 Euro teure Ultraschall, der bereits in einigen Praxen eingesetzt wird, soll vor allem die Frühdiagnostik unterstützen. Mit der 3D-Abbildung können zum Beispiel Kiefer-Gaumen-Spalten schon früh erkannt werden.

Herzinfarkt bei Loch 9? Auch auf dem Golfplatz ist künftig schnell der Notarzt samt Rettungswagen zur Stelle – ohne das gepflegte Rasengrün zu zerstören. Ein Elektroauto mit Krankenbahre, Platz für Fahrer, Notarzt und lebensrettendes Gerät hat die Firma Lührs Rescue aus Münster entwickelt. „Zuerst sind wir ausgelacht worden für unsere Entwicklungen“, sagt Firmenleiter Stefan Lührs. Doch für den 25.000 Euro teuren Golfplatz-Rettungswagen gibt es schon Interessenten: aus dem Golf-Emirat Katar.

Für das Smartphone-Babyphone indes musst der Nutzer nicht ganz so betucht sein. Das Gerät feierte jüngst beim Health2.0-Kongress in Berlin Premiere und wird bald den lieben Kleinen lauschen.

Abseits der Medica erregte eine Sonde aus Japan Aufsehen: Nach dem schweren Atomunglück in Fukushima entwickelte eine japanische Firma einen an Smartphones anschließbaren, preisgünstigen Geigerzähler . Die Ergebnisse der radioaktiven Messung durch die 14 Zentimeter langen und fünf Zentimeter breiten Sonde erscheinen direkt auf dem Display des Handys, teilte das Unternehmen Sanwa mit. Die Sonde geht auf die Initiative des jungen Forschers Takuma Mori zurück: Dieser ärgerte sich, dass nach der Atomkatastrophe im März Geigerzähler, wenn überhaupt, nur für mindestens 60.000 Yen (570 Euro) zu haben waren. Der Kaufpreis des jetzt entwickelten Messgeräts liegt bei 9800 Yen – etwa 95 Euro. Sanwa will in Kürze mit der Vermarktung beginnen.

dpa/AFP/cl

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