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Gesundheit Veränderter Lebensstil

300 Millionen Chinesen leiden an Übergewicht

Die Folgen des Wohlstandes sind schwerwiegend: In China grassiert extremes Übergewicht wie eine Seuche. Nun wird sich das Land des Problems bewusst.

Früher wog Zhu Lindai 152 Kilo. Doch seit die 15-Jährige eine Therapie in einem Pekinger Zentrum für übergewichtige Teenager begann, verlor sie fast 50 Kilo. Unter Aufsicht eines Trainers treibt sie jeden Tag mindestens vier Stunden Sport, zum Programm gehören zudem ausgewogene Mahlzeiten.

Abspeckkuren wie beim GYD werden inzwischen im ganzen Land angeboten. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass die Zahl der Fettleibigen explodiert. Schuld ist der Lebensstil der jüngeren Wohlstandsgeneration: Sie isst lieber Hamburger als Reis und nutzt eher das Auto als das Fahrrad.

Hamburger, Chips und Doughnuts

"Früher habe ich mir Hamburger, Chips, Doughnuts und süße Brötchen reingestopft", erzählt Zhu. "Ich aß einfach viel zu viel". Um richtig abspecken zu können, unterbrach sie ihre Ausbildung.

Auch Sha Zhiyu nahm sich eine Auszeit vom Gymnasium und kam aus Shaanxi im Norden nach Peking. "Ich verbrachte viel Zeit mit Computerspielen - nach dem Essen setzte ich mich vor den Computer und spielte, bis ich müde wurde.

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Dann ging ich ins Bett. Ich habe nie Sport gemacht und immer nur zugenommen", erzählt sie. Inzwischen hat es die 17-Jährige von 139 Kilo auf 114 Kilo geschafft. Im Pekinger Zentrum hat sie bereits einen zweiten Vertrag unterzeichnet: Für umgerechnet 1960 Euro wohnt, isst und trainiert sie nun 42 Tage lang in der Einrichtung.

Nach Angaben der Marktforschungsfirma QF Information Consulting ist inzwischen jeder fünfte junge Städter in der Volksrepublik übergewichtig. Die Behörden schätzen Fettleibigkeit bei jungen Kindern als eines der größten Risiken für die Gesundheit ein.

300 der 1,3 Milliarden Chinesen leiden laut den staatlichen Medien an Übergewicht, 120 Millionen von ihnen gelten als fettleibig.

Adipositas ist ein relativ junges Problem in China

Nach einem Bericht des Verbands für die Ernährung und Gesundheit von Schülern aus dem Jahr 2009 verdreifachte sich zwischen 1982 und 2002 die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen.

In den vergangenen Jahren beschleunigte sich dieser Trend noch. Verschärft wurde das Problem durch die Ein-Kind-Politik, die Millionen Sprösslinge zu verhätschelten Einzelkindern machte. Viele Chinesen wollen ihrem Nachwuchs darüberhinaus einen gewissen Luxus ermöglichen, der ihnen selbst unter Mao Tse-tung versagt blieb.

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Jia Jianbin, Generalsekretär der Gesellschaft für Ernährung, nennt "zu viele Kalorien und mangelnde Bewegung" als Hauptursachen für Fettleibigkeit im Kindesalter: "Der empfohlene Verzehr von Öl pro Person liegt beispielweise zwischen 25 und 30 Gramm täglich - in Peking aber konsumieren die Leute durchschnittlich mindestens 50 Gramm", sagt er.

"Gleichzeitig fahren sie mit dem Auto zur Arbeit, und am Wochenende bleiben sie zu Hause, schauen fern oder surfen im Internet."

Patienten kommen aus ganz China

Seit der Eröffnung des GYD-Zentrums vor nicht einmal zwei Jahren kommen Patienten aus ganz China. Der größte Konkurrent in Peking, Bodyworks, zählte nach eigenen Angaben 50.000 Kunden seit seiner Gründung im Jahr 2002.

"Unsere Kunden kommen aus den verschiedensten Gründen zu uns", sagt GYD-Chef Peng Tianci. "Manche finden sich nicht mehr begehrenswert, andere leiden unter Image-Problemen bei der Arbeit oder fürchten, dass ihr Aussehen bei der Jobsuche hinderlich ist", sagt er. "Doch die größte Sorge ist die Gesundheit."

AFP/oc

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