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Wie Kälte den Körper in Schwung bringen kann

Winter bathing Winter bathing
Mancher genießt auch ein Bad im minus 2 Grad kalten Ostseewasser - wie dieser Däne
Quelle: getty images
"Wir haben einen Mangel an Kälte", sagt Allgemeinarzt Thomas Weiss. Darum werden starke Temperaturunterschiede zum Problem. Dabei hat bittere Kälte auch ihre guten Seiten.

Die extreme Kälte dieser Tage macht vielen Menschen schwer zu schaffen: rote Nasen, kalte Füße, rutschige Wege, eingefrorene Schlösser, geborstene Wasserleitungen und manches mehr. Doch es gibt auch die andere Seite der Kälte. Sie kann, richtig angewendet, positive gesundheitliche Effekte haben. Bereits in der Antike wurde Kälte von Ärzten zur Behandlung von Schmerzen und Schwellungen verwendet. Und auch heute gibt es zahlreiche medizinische Anwendungen von Kälte.

Ein Kopfsprung ins Eiswasser soll sogar Sünden reinigen. Davon sind Tausende orthodox Gläubige in Russland überzeugt. Über 90.000 Menschen sind allein in Moskau zum Auftakt des orthodoxen Dreikönigstags bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in eiskaltes Wasser gesprungen. Auch in Finnland sind regelmäßige Eisbäder nach der Sauna ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Das wirkt vitalisierend und stärkt das Immunsystem.

Thomas Weiss, Facharzt für Allgemeinmedizin in Mannheim, betont die Bedeutung von Kälte: „Wir haben paradoxerweise einen Mangel an Kälte. Noch vor rund 200 Jahren hatten wir einen beständigen Wechsel zwischen Warm- und Kaltreizen, wodurch wir unsere Gefäße und Muskeln trainiert haben. Dadurch, dass wir heute perfekt angepasste Kleidung tragen und uns in klimatisierten Räumen aufhalten, werden wir nicht mehr mit Kälte konfrontiert. Mit starken Temperaturschwankungen kommen wir dann nicht mehr so gut zurecht.“

Deshalb ist es wichtig, die Regelfähigkeit des Körpers zu trainieren. Die kalte Dusche am Morgen kann dabei schon helfen, da wechselhafte Wassertemperaturen den Kreislauf anregen und die Abwehrkräfte fördern. Auch mit Kneippschen Wasser-Kuren wird der Kreislauf durch kaltes Wasser mobilisiert.

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Durch ein storchartiges Laufen durch kniehohes, kaltes Wasser, werden die Venen trainiert und der Lymphabfluss durch den Wasserdruck angeregt. Das Wasser dient somit als Vermittler von Temperaturreizen. Eine verbesserte Durchblutung kann somit durch die verschiedensten Arten der Hydrotherapie bewirkt werden.

Eine weitere Methode, seinen Körper effizient abzuhärten, ist die Ganzkörperkältetherapie, bei der sich die Patienten in einer Kältekammer aufhalten. Das wirkt entzündungshemmend und hilft bei bestimmten Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen. Schmerzlinderung oder gar eine komplette Befreiung vom Schmerz ist dabei erreichbar. Auch gegen Schlafstörungen und Depressionen sei die Kältekammer gut.

In den 80er-Jahren ging in Deutschland die erste von dem japanischen Wissenschaftler Toschima Yamauchi erfundene Kältekammer in Betrieb. Seither wird diese Ganzkörperkältetherapie als Heilungsmethode für zahlreiche Erkrankungen eingesetzt.

Auch Sportler nutzen Kältekammern, da sie die Fitness erhöhen und die Leistungsfähigkeit steigern. Inzwischen findet man sie aber nicht nur in Kliniken oder Praxen, sondern auch in Wellnesshotels.

Die zwei bis vier Quadratmeter großen Räume erreichen bis zu minus 110 Grad. Die Besucher sollten Ohren und Hände vor den Minusgraden schützen und Badebekleidung, Handschuhe und Mundschutz tragen. Für Anfänger reicht eine Minute in der Kammer, doch erfahrene Besucher bleiben auch bis zu fünf Minuten in der Kälte.

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„Man gewöhnt sich an die Kälte und entwickelt so allmählich eine Abhärtung“, erklärt Weiss. Nach dem Besuch der Kältekammer schüttet der Körper die Glückshormone, Serotonin und Dopamin aus. So kommt man gut gelaunt aus dem kühlschrankartigen Raum wieder heraus. Die Kältetherapie wird allgemein sehr gut vertragen, nennenswerte Nebenwirkungen gibt es nicht.

Viel häufiger kommt therapeutische Kälte indes lokal zur Anwendung. So lindern kalte Auflagen, Eissprays und Kaltluftgeräte Schmerzen und lassen Schwellungen zurückgehen. Gebläse mit minus 60 Grad kalter Luft kommen beispielsweise zum Einsatz, um entzündete Kniegelenke zu kühlen. Vor allem bei Sportverletzungen kommt die lokale Kühltherapie bei der Erstversorgung zum Einsatz.

Kälte hilft auch gegen Warzen. Ärzte verwenden flüssigen Stickstoff mit einer Temperatur von rund minus 200 Grad Celsius, um die betreffenden Areale auf der Haut zu attackieren. Die extreme Kälte führt dazu, dass sich Eiskristalle in den Zellen bilden. Dadurch werden sie abgetötet und die Warze fällt anschließend einfach ab.

Bei niedrigen Temperaturen erhöht sich der Energieverbrauch des Körpers, damit die Kerntemperatur aufrechterhalten werden kann. Daher glauben manche, dass Minusgrade ein Potenzial zum Schlankmachen haben. Experten sind da jedoch eher skeptisch, da hierzu noch keine zuverlässigen Studien durchgeführt worden sind.

Sportliche Aktivitäten bei kühlem Wetter sind auf jedem Fall eine gesunde Alternative, ob Langlauf, Ski- oder Schlittschuhlaufen. Man muss also nicht unbedingt in die Kältekammern gehen oder Storchgänge in Kneipp-Bädern absolvieren – durch die weiße Natur zu spazieren ist gut für die Seele, stärkt die Venen und regt den Kreislauf an.

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