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Gesundheit Smartphone

Die besten Gesundheits-Apps werden gekürt

Chefkorrespondent Wissenschaft
Der Trainer in der Tasche: Smartphone-Apps für Sportler Der Trainer in der Tasche: Smartphone-Apps für Sportler
Gesundheits-Apps bündeln oft viele Informationen an einer Stelle. Sie loggen zum Beispiel per GPS mit, wie lange und wo man joggt
Quelle: dpa-tmn/DPA
Smartphone-Nutzer erwarten inzwischen auch von ihrer Krankenkasse nützliche Apps. Auf der Cebit werden die besten von ihnen gekürt.

Kann uns das Smartphone ein gesünderes Leben ermöglichen? Immer mehr Krankenkassen sind davon überzeugt und bieten ihren Versicherten sogenannte Apps an, kleine Programme für das Handy, die etwa an Vorsorge- und Impftermine erinnern, bei der Ernährung beraten, einen Kalender zu Fruchtbarkeitsphasen und hormonell bedingt schlechter Laune verwalten oder im Notfall gar lebenswichtige Anleitungen zur Ersten Hilfe geben. Besonders bekannt wurde die von der Felix-Burda-Stiftung initiierte „App zum Arzt“.

Angesichts einer rasant wachsenden Zahl von Smartphone-Nutzern – von 2009 bis 2011 stieg in Deutschland der Anteil der mobilen Internetnutzer von 18 auf 26 Prozent – machen sich Kassen und andere potenzielle Anbieter intensiv Gedanken über neue Gesundheits-Apps und die dazu passenden Geschäftsmodelle. Auch die Deutsche Telekom gehört mit ihrem „Health-Score“ der Schweizer Firma Quentiq seit Anfang dieses Jahres zu den Anbietern von Gesundheits-Apps für Smartphones.

Eine Umfrage des Berliner Unternehmens Terra Consulting Partners unter Krankenversicherten hat ergeben, dass sich 27 Prozent von ihnen einen Erinnerungsservice für Vorsorgetermine und wichtige Impfungen wünschen. 25 Prozent würden sich vom Smartphone gerne Adressen von Ärzten, Kliniken, Apotheken und auch Geschäftsstellen der Krankenkassen suchen lassen.

Auf Platz drei der Wunschliste steht mit 22 Prozent das direkte Vereinbaren von Facharztterminen, und immerhin 21 Prozent fragen nach Selbsttests (etwa Hör- und Sehtests oder Blutdruckrechner), die sie eigenständig mithilfe des Smartphones durchführen könnten. Jeder Fünfte fragt nach Online-Fitness-Checks, und 18 Prozent können sich gut eine virtuelle Geschäftsstelle als Handy-App vorstellen.

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Die AOK – selber Anbieter einiger Apps – hat den Digitalen Präventionspreis AOK-Leonardo ausgelobt, mit dem besonders innovative Ideen und Entwicklungen von Gesundheits-Apps ausgezeichnet werden sollen. Der Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen – und zwar am kommenden Dienstag auf der Cebit in Hannover. Er ist mit 25.000 Euro dotiert und geht je zur Hälfte an Forscher des Instituts für Präventivmedizin der Universität Rostock sowie Wissenschaftler des Kölner Unternehmens Rehasan. Moderiert wird die Preisverleihung von dem Medizinkabarettisten Eckart von Hirschhausen.

Die Rostocker Forscher haben einen mobilen Gesundheitsmanager entwickelt, der seinem Nutzer ein individuelles Stressprofil in Echtzeit liefert. Dazu müssen die Anwender einen 77 Gramm schweren Brustgurt tragen, der mit Sensoren ausgestattet ist. Diese Sensoren ermitteln permanent die Herz- und Atemfrequenz, die Temperatur der Haut, die Position des Körpers sowie die Bewegungsaktivität.

Kabellos werden diese Informationen in das Smartphone übertragen, das seinerseits mit einem Server in Verbindung steht, der aus den Daten den aktuellen Stresswert ermittelt. Mit diesem System ist es erstmals möglich, über den ganzen Tag hinweg objektiv Stressphasen zu erkennen. Dies soll dazu führen, so hoffen die Wissenschaftler, dass die Nutzer der App Stresssituationen bewusster wahrnehmen und dadurch psychische und physische Belastungen gezielt reduzieren.

Gestestet wurde der mobile Gesundheitsmanager von Chirurgen, die ihn als sehr nutzerfreundlich bezeichneten. Die Jury war überdies davon überzeugt, dass sich das System auch sehr gut in den Alltag von Familien integrieren lässt. Dies war eine Voraussetzung für die Auszeichnung des mobilen Gesundheitsmanagers.

Bei Rehasan wurde eine internetbasierte Anwendung für die Nachsorge in der Rehabilitation entwickelt. Zwar erreichen viele Menschen während einer Kur die gesteckten Ziele. Doch oft gehen bereits erreichte Verbesserungen in der Zeit danach verloren. Das „Rehasonanz“ genannte Programm wurde erfolgreich in einer Reha-Einrichtung auf Rügen getestet. Es soll eine Versorgungslücke zwischen Rehabilitation und Prävention schließen und den Behandlungserfolg langfristig sichern.

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Das System ermöglicht Fernuntersuchungen und -diagnosen. Anhand der über das Smartphone direkt übermittelten Vitaldaten ist auch eine permanente Fernüberwachung möglich. Alle Daten kommen in eine „elektronische Patientenakte“. Zeichnen sich kritische Zustände ab, können die Ärzte den Patienten sofort kontaktieren.

Über die mobile Kommunikationsplattform können die Mediziner auch motivierende Mitteilungen und Lob rückkoppeln, wenn sie sehen, dass sich ein Patient auf einem guten Weg befindet und sich zum Beispiel an vereinbarte Trainingsprogramme hält. Tipps für Bewegungsübungen, Online-Tagebücher, Spiele, Quiz-Angebote und Wissensseiten runden das Angebot ab. Auch zur kontrollierten Gewichtsreduktion soll sich dieses System einer effektiven Langzeitbetreuung eignen. Digital abnehmen könnte ein neuer Trend werden.

Ein weiterer, mit bis zu 200.000 Euro ausgestatteter Leonardo-Förderpreis wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verliehen. Ausgezeichnet wird in dieser Kategorie das an der Hochschule Fulda im Fachbereich Pflege und Gesundheit vorangetriebene Projekt „Fam-Time“. Dabei handelt es sich um einen Online-Familienplaner für Eltern und deren Kinder. Die zentrale Idee dieser App ist das Festlegen gemeinsamer Essens- und Familienzeiten, die zum Etablieren von Familienritualen und für die gemeinsame Kommunikation genutzt werden sollen.

Jedes Familienmitglied erhält über einen passwortgeschützten Zugang die Möglichkeit, eigene Termine einzutragen – zum Beispiel Arbeit, Stundenplan, Arzttermine, Trainingszeiten im Verein, Musikunterreicht und so weiter. „Fam-Time“ ermittelt dann Zeitfenster mit einer Mindestgröße von 30 Minuten, die sodann von der Familie gemeinsam genutzt werden können.

Ziel der App ist die Verbesserung der Kommunikation und Strukturierung innerhalb von Familien. Dadurch sollen Stress und Überbelastungen gemildert sowie eine gesündere Ernährung gefördert werden. Gemeinsame Outdoor-Aktivitäten wie Spazierengehen oder Radfahren könnten überdies die Gesundheit von Eltern und Kindern stärken.

Angesichts dieser digitalen Innovation beschleicht den einen oder anderen vielleicht doch ein nostalgisches Gefühl an vergangene Zeiten, in denen miteinander essen, reden und spazieren gehen auch ganz ohne Smartphones und Internet möglich gewesen sein soll – behauptet Oma jedenfalls.

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