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Gesundheit Krafttraining

Wer zu große Gewichte stemmt, baut schnell ab

Gesundheitssport statt Bodybuilding: Wer richtig trainiert, stärkt seine Gesundheit nachhaltig - in vielen Bereichen Gesundheitssport statt Bodybuilding: Wer richtig trainiert, stärkt seine Gesundheit nachhaltig - in vielen Bereichen
Gesundheitssport statt Bodybuilding: Wer richtig trainiert, stärkt seine Gesundheit nachhaltig - in vielen Bereichen
Quelle: pa
Fitter, stärker, schöner: Krafttraining ist im Trend, Fitnessstudios boomen. Doch viele schaden ihrem Körper durch zu hohe Gewichte und falsche Bewegungen.

"Sie schauen auf die Typen, die besonders viel Masse haben, und glauben automatisch, was die erzählen", sagt Caspar Trost. "Sie denken sich: Die werden viel mehr Ahnung haben, weil sie stärker aussehen."

Der 24-jährige Sportstudent aus Köln meint die unzähligen jungen Menschen, die in Deutschland in ein Fitnessstudio gehen - und ihren Körper durch Tipps von falschen Vorbildern schädigen.

"Ich habe mich damals an der Bandscheibe verletzt, weil ich mit Leuten trainiert habe, die keine Ahnung hatten und besonders hohe Gewichte genommen haben." Die Folge waren Bewegungsschmerzen im Alltag, eine Trainingspause, Frust.

Krafttraining ist mittlerweile Volkssport

Krafttraining lieg im trend und das ist durchaus positiv - wenn man es richtig macht. Zu früh mit zu viel Gewicht zu trainieren, birgt das größte Verletzungsrisiko, warnt Heinz Kleinöder von der Deutschen Sporthochschule in Köln.

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"Das schwächste Glied entscheidet, mit welcher Intensität ich trainieren kann." Und es gibt im Zweifelsfall nach: Der Muskel wird gezerrt, die Schulter verrenkt, das Skelett geschädigt.

Die richtige Dosierung der Belastung sei einer der drei wichtigsten Faktoren für gesundes Krafttraining, ergänzt der Sportmediziner und Buchautor Jan Pauls. Er rät zu Gewichten, mit denen 10 bis 20 Wiederholungen pro Serie möglich sind, das entspricht etwa 70 Prozent der maximalen Kraft.

"Wenn ich die Bewegungsausführung beherrsche, kommt es auch nicht zu einer Überbelastung." Denn zu wenig Gewicht bei zu vielen Wiederholungen pro Übung sollte es auch nicht sein.

"Sehr viele der positiven gesundheitlichen Wirkungen, die wir aus Studien kennen, wurden bei einem intensiven Muskelaufbautraining erzielt", betont Pauls. Die Studien sagten nichts darüber aus, ob 30 bis 40 Wiederholungen bei weniger Gewicht ähnliche positive Effekte hätten. Man verbessere damit zwar die Stoffwechselleistung der Muskulatur und spreche die roten Muskelfasern an.

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Erst eine höhere Intensität wirke aber auf den Muskelaufbau und die weißen Fasern. Beides ist wichtig. "Weiße Muskelfasern brauchen wir zum Beispiel für schnelle Bewegungen, also zur Verletzungsprävention."

Übungen gezielt auswählen

Nicht nur die Belastung muss stimmen, auch die Auswahl der Übungen - der zweite entscheidende Faktor beim Krafttraining. "Am wichtigsten sind Rücken und Rumpf", sagt der Sportorthopäde Prof. Andreas B. Imhoff von der Technischen Universität in München.

Ihr Training fördere die Gesamtstabilität des Körpers: "Wenn Sie die haben, stehen Sie aufrecht und entlasten alle Gelenke. Wenn Sie sich nach vorne hängen lassen, weil Sie einen krummen Rücken haben, lassen Sie auch die Arme hängen, Becken und Schultern sind schief."

Grundsätzlich sollten alle großen Muskelgruppen des Körpers trainiert werden. Dabei gilt es, ein Grundprinzip zu beachten: Immer ausgeglichen den Agonisten und Antagonisten strapazieren, Beuger und Strecker, zum Beispiel Bizeps und Trizeps. Erst dann hielten die Muskeln ein Gelenk von beiden Seiten im Gleichgewicht, erklärt Imhoff. "Einseitige Belastung führt zu Verschleiß."

Isolierte Übungen für einen Muskel seien sinnlos: "Bankdrücken stärkt zwar den Brustmuskel. Der sieht im Spiegel schön aus, hat aber allein überhaupt keine Funktion." Richtiges Krafttraining bedeutet also immer ein Wechselspiel: "Ein schwacher Rücken hat zum Beispiel auch immer schwache Bauchmuskeln zur Folge."

Für den Anfänger empfiehlt Kleinöder ein Krafttraining an Geräten, damit mache man weniger Fehler. Wer kontrollierte und koordinierte

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Bewegungsabläufe beherrscht, kann sich an anspruchsvolle Übungen etwa mit dem eigenen Körpergewicht oder Lang- und Kurzhanteln herantrauen. Der Vorteil: Eine bessere Koordination fördert wiederum die Körperstabilität, wie Imhoff erklärt.

Nicht zu viele Trainingseinheiten

Der dritte wesentliche Faktor ist die richtige Dosierung des Trainings selbst. Jan Pauls rät für zu zwei bis drei Serien pro Übung und zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche, um einen positiven Effekt auf die Gesundheit zu erzielen.

"Wenn ich den nächsten Trainingsreiz dauerhaft immer wieder zu früh setze, schwäche ich das Immunsystem", erklärt Kleinöder. "Dann sagt der Körper irgendwann: Es geht nicht mehr." Deshalb sollte nach einem intensiven Training mindestens ein Tag Pause auf dem Programm stehen.

Wer diese Regeln beherzigt, wird langfristig viel von seinem Krafttraining haben. "Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, Diabetes, und Adipositas werden positiv beeinflusst", bestätigt Kleinöder. Auch Imhoff schätzt die präventive Wirkung einer stabilen Muskulatur: "Ich verhindere Verletzungen durch Fehlbelastungen am Meniskus, an den Bändern, an den Bandscheiben."

Arthrose sei heute Volkskrankheit. "Würde jeder Bürger früh mit gesundem Krafttraining anfangen, wäre das eine maßgebliche Vorsorge, um das zu verhindern."

Gesund ist das Training auch kurzfristig, zum Beispiel für Menschen, die abnehmen wollen: "Die Energieumsatzrate der Muskulatur erhöht sich, dadurch kommt es zu einem Abbau von Körperfett", erklärt Pauls.

"Es fällt leichter, das Gewicht zu halten." Die Blutfettwerte sinken, die Blutgefäße werden trainiert. Krafttraining schiebt sich immer weiter in Wirkungsbereiche vor, die früher dem Ausdauersport zugeschrieben wurden - so lautet sein Fazit.

Sportstudent Caspar Trost rät Anfängern dazu, sich selbstständig darüber zu informieren, wie gesundes Krafttraining funktioniert. "Auch in Studios mit 90 Euro Monatsbeitrag habe ich Aussagen von Trainern gehört, wo ich nur den Kopf schütteln konnte", berichtet der 24-Jährige. Er selbst will es besser machen - als Personal Trainer. Das ist sein Berufswunsch für die Zukunft.

dpa/oc

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