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EM 2016 EM-Halbfinale

Deutschlands Bilanz lässt die Franzosen erschaudern

Trotz Ausfällen Zuversicht im DFB-Team

Bundestrainer Löw präsentiert sich selbstbewusst auf der vergangenen Pressekonferenz. Vollstes Vertrauen zu allen Spielern, das ist die Basis für einen Erfolg am Donnerstag gegen Frankreich.

Quelle: Die Welt

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Zahlen lügen nicht. Deutschland hat seit 50 Jahren nicht mehr gegen die Gastgeber bei großen Turnieren verloren. Nicht die einzige Statistik, die vorm Halbfinale für die Nationalmannschaft spricht.

Der Weltmeister gegen den Gastgeber, das nenne ich mal ein Halbfinale. Fast ausgeschlossen, dass wir darüber nicht noch in Jahren reden werden. Vielleicht werden ja sogar wieder Bücher geschrieben über das Spiel, wie vor zwei Jahren. Belo Horizonte, ein Sturm verdunkelte den Himmel über Brasilien.

5:0 zur Halbzeit, 7:1 am Ende, ein halbes Dutzend WM-Rekorde lag im Staub, neue erstanden dank Jogis Jungs. Donnerstag ist wieder ein Tag, an dem Geschichte geschrieben wird, und es kann nur eine schöne sein, wenn Deutschland den Gastgeber bei einem Turnier fordert. Zwölfmal war das bisher der Fall, die Bilanz muss die Franzosen erschaudern lassen: 10:2 für uns!

Die beiden Niederlagen fielen noch in die Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehens, und Betrug war auch im Spiel. Über das Wembley-Tor ist seit 50 Jahren genug geschrieben und gesagt worden, es ist fernab der britischen Inseln zum Inbegriff einer Fehlentscheidung geworden, und ganz allmählich sehen es auch die Engländer ein.

Der ungarische Schiedsrichter Zsolt (M.) verweist Erich Juskowiak (l.) des Feldes
Der ungarische Schiedsrichter Zsolt (M.) verweist Erich Juskowiak (l.) des Feldes
Quelle: pa/dpa

1991 kippte Kapitän Bobby Moore um, Torschütze Geoff Hurst ließ sich noch bis 2010 Zeit, ehe auch er konzedierte: „Der Ball war nicht drin!“ Und nur weil ein revanchistischer Linienrichter aus der Sowjetunion – noch auf dem Totenbett faselte er etwas von „Stalingrad“ – es anders sehen wollte, haben wir verloren.

Aufregung gab es auch um die erste Niederlage 1958 in Göteborg. Die schwedischen Fans verwandelten das Stadion in einen Hexenkessel, in aufgeheizter Atmosphäre stellte der Schiedsrichter unseren Erich Juskowiak nach einem Revanchefoul vom Platz. Das Foul, das die Länderspielkarriere von Fritz Walter beendete, wurde dagegen nicht geahndet.

In Unterzahl schieden unsere Weltmeister aus, und sie nahmen es nicht ganz so sportlich wie 1966. DFB-Präsident Peco Bauwens ordnete an, das Bankett zu schwänzen, und donnerte: „Nie wieder werden wir dieses Land betreten.“ In deutschen Restaurants wurde die Schweden-Platte von der Speisekarte genommen, bei einem Reitturnier in Aachen die Schweden-Flagge eingezogen.

Sieggarantie für das Halbfinale

Seit 50 Jahren aber ärgern sich nur noch die Gastgeber. Ob bei Welt- oder Europameisterschaften, gegen Deutschland ist leider Endstation. Im EM-Halbfinale gibt es sogar eine 100-prozentige Sieggarantie aus der Statistikabteilung: 1972 ein 2:1 gegen die Belgier, 1976 ein 4:2 bei den Jugoslawen nach 0:2-Rückstand, 1992 ein 3:2 bei den Schweden, die wir dann doch wieder mal beehrten, und 1996 in Wembley ein hübscher Triumph im Elfmeterschießen. Womit die Scharte von 1966 halbwegs ausgewetzt wurde, ganz geht nicht. Überhaupt: Bei EM-Endrunden gab es nur Siege über Gastgeber, es steht 5:0.

Andreas Möller feiert seinen entscheidenden Elfmeter im Halbfinale gegen England 1996
Andreas Möller feiert seinen entscheidenden Elfmeter im Halbfinale gegen England 1996
Quelle: pa/dpa

Es gilt also am Donnerstag, eine weiße Weste sauber zu halten, hoffentlich wissen Jogis Jungs das. Und wenn es zum Elfmeterschießen käme, wäre das auch kein Problem. Davon gab es bisher zwei gegen Gastgeber. Außer dem besagten von Wembley auch eins in Mexiko anno 1986. Es endete 4:1, unsere Jungs trafen allesamt, zwei Mexikanern flatterten dagegen die Nerven unter dem immensen Erwartungsdruck, den ein ganzes Land ausüben kann. Dass beide Jahreszahlen auf 6 enden, nehmen wir beiläufig gern zur Kenntnis.

Es gab nur vier Länder, die die Adlerträger mal im Halbfinale schlugen: Tschechien, Schweden, Spanien und Italien – und die sind alle draußen.

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Zweimal kreuzten übrigens auch die Franzosen unseren Weg im Halbfinale. Nun gut, es war ein bisschen spannend damals in Sevilla, aber langweilig kann ja jeder. 1982 gab es ein episches 8:7 nach Elfmeterschießen, in der Verlängerung hatten „Les Bleus“ schon 3:1 geführt, dann stach Joker Rummenigge und Fischer führte seinen Fallrückzieher mal auf der WM-Bühne auf. Die Spielergeneration Platini und Giresse ist bis heute traumatisiert.

Von Alain Giresse ist dieses Zitat überliefert: „Man kann nicht etwas auf diese Art und Weise verlieren und dann seinen Frieden damit machen. Man lebt damit, aber es wäre so, als würde man einen Angehörigen verlieren und sagen: ‚Ich habe ihn vergessen.‘ Das ist unmöglich.“ Das sagte er 25 Jahre danach.

1986 warfen elf deutsche Handwerker die französischen Zauberfüße erneut raus, 2:0 in Guadalajara.

Noch Zweifel? Dann das: Am 7. Juli sind wir schon mal Weltmeister geworden (1974), der Tag ist heilig. Nur eine Niederlage verzeichnen wir an diesem Datum, 2010 gegen die Spanier. Aber die sind ja nicht mehr dabei …

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Quelle: Reuters

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