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Wirtschaft DIHK-Studie

Diese Branchen gieren am meisten nach Fachkräften

Zahlen Daten zum Fachkräftemangel. Nicht nur Deutschland ist betroffen Zahlen Daten zum Fachkräftemangel. Nicht nur Deutschland ist betroffen
Zahlen Daten zum Fachkräftemangel. Nicht nur Deutschland ist betroffen
Quelle: Welt Online Infografik
Jedes dritte Unternehmen sieht Fachkräftemangel als sein größtes Risiko. Nicht nur Ingenieure und Computer-Experten sind rar. Die Bundesregierung will eine Fachkräfte-Offensive starten.

Der Fachkräftemangel wird für die deutschen Unternehmen immer mehr zur Wachstumsbremse. Jedes dritte Unternehmen sieht nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in fehlenden Fachkräften die größte Gefahr für die eigene wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten.

Vor zwei Jahren sagten das erst 16 Prozent. "Die Lage am Arbeitsmarkt ist weiterhin gut, viele Betriebe wollen ihr Personal aufstocken", sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann  "Welt Online".

Doch fehlende Fachkräfte machten ihnen dabei immer öfter einen Strich durch die Rechnung. "Wollen wir Wertschöpfungspotenziale nicht verschenken, müssen wir gegensteuern", forderte der DIHK-Präsident.

Driftmann ist mit weiteren führenden Vertretern der Wirtschaft und der Gewerkschaften zum Fachkräftegipfel der Kanzlerin in dieser Woche nach Schloss Meseberg bei Berlin geladen. Die Spitzenrunde, an der auch acht Kabinettsmitglieder teilnehmen, will die Fortschritte bei der Fachkräftesicherung bilanzieren und weitere Schritte beraten. Schon vor einem Jahr hatte die Kanzlerin nach Meseberg geladen. Damals ging es vor allem um Erleichterungen für hochqualifizierte Zuwanderer.

Regierung wird Fachkräfteoffensive starten

Diesmal geht es laut Einladungsschreiben "um einen vertieften Austausch" zu der Frage, wie Deutschland seine Vorzüge als Standort und seinen technologischen Vorsprung im globalen Wettbewerb erhalten und ausbauen kann. Am selben Tag wird Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) unmittelbar davor öffentlichkeitswirksam zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, eine "Fachkräfte-Offensive" starten.

Nach der DIHK-Umfrage unter 25.000 Unternehmen ist der Fachkräftemangel nicht auf einzelne Berufe oder Branchen beschränkt. Es werden auch nicht nur Hochqualifizierte und Akademiker gesucht.

Zeitarbeitsbranche am stärksten betroffen

So sehen 85 Prozent der Unternehmen in der Zeitarbeit, in der viele Ungelernte beschäftigt sind, Personalmangel als größtes Konjunkturrisiko. In keiner anderen Branche sind die Sorgen größer. Auf Platz zwei folgen die Gesundheits- und sozialen Dienste mit 68 Prozent. Hohe Werte erreichen aber auch das Ausbaugewerbe (51 Prozent) das Gastgewerbe (49 Prozent) und Verkehrsdienstleister.

Die Zeitarbeit steht gleich von zwei Seiten unter Druck. Zum einen ist der Bedarf an Zeitarbeitern in den Unternehmen hoch. So haben Zeitarbeitsfirmen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ein Drittel aller offenen Stellen gemeldet.

Zum anderen steigt die Bereitschaft der Betriebe, Zeitarbeiter nach einer gewissen Einsatzdauer fest in die Stammbelegschaft zu übernehmen. Den Verleihfirmen gelingt es nicht, Arbeitskräfte längerfristig zu binden.

Pflegekräfte sind besonders gesucht

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Überdurchschnittlich hoch ist der Fachkräftemangel auch im Gesundheitswesen. Da die Branche weitgehend konjunkturabhängig ist, schlägt sich dort wohl bereits die demografische Entwicklung wieder. Der Pflegebedarf einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt, zudem wächst das Gesundheitsbewusstsein.

Auf 100 gemeldete Stellen für Krankenschwestern kommen nur 69 Arbeitslose. Fachkräfteengpässe bestehen aber in hohem Maße auch bei den sogenannten MINT-Berufen, in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik.

Besonders betroffen sind die IT-Branche, Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung, Architektur- und Ingenieurbüros. Der Verein Deutscher Ingenieure schätzt, dass 110.000 Ingenieursstellen nicht besetzt werden können. Die "MINT-Lücke" beziffert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gar auf 210.000.

Potenziale müssen besser genutzt werden

Der DIHK fordert, zur Fachkräftesicherung die Potenziale in Deutschland besser zu nutzen. "Dazu muss es uns gelingen, die Erwerbsbeteiligung zu steigern –  insbesondere bei Frauen und speziell bei Alleinerziehenden", erklärt Driftmann.

Zwar haben in Deutschland sieben von zehn Frauen einen Job (71,4 Prozent). Das ist besser als der europäische Durchschnitt von 65,9 Prozent, aber von Spitzenländern wie Dänemark mit einer Quote von 77,3 Prozent weit entfernt.

Mütter arbeiten oft halbtags, weil Kitas fehlen

Auf Deutschland umgerechnet wären dies eine halbe Millionen Vollzeit-Arbeitskräfte mehr. Viele Mütter sind aber nur teilzeitbeschäftigt, weil es an der geeigneten Kinderbetreuung fehlt. Die Wirtschaft drängt daher auf den geplanten Kita-Ausbau bis August 2013.

Das zweite große Reservepotenzial im Inland sind die Älteren. Hier ist Deutschland nach Einschätzung des DIHK bereits auf gutem Wege. Zwischen 2000 und 2010 ist die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen von 38 auf 58 Prozent gestiegen.

Deutschland braucht eine Willkommenskultur

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Mit der "konsequenten Umsetzung der Rente mit 67 und den weiteren Abbau von Frühverrentungsanreizen" könne die Politik die Bedingungen für die Beschäftigung Älterer weiter verbessern.

Aber auch die Zuwanderung qualifizierter Ausländer, so Driftmann, gehöre in ein Gesamtkonzept zur Fachkräftesicherung. "Dazu müssen wir im Ausland stärker für den Standort Deutschland werben, denn die klugen Köpfe stehen ja nicht vor unseren Grenzen Schlange", sagte der DIHK-Präsident. "Und: Hierzulande müssen wir eine wirkliche Willkommenskultur leben."

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