"Warum sind Adventures so teuer geworden? Wegen der VGA-Grafik." Im Jahr 1991 war diese Unterhaltung zwischen Guybrush Threepwood, dem ebenso liebenswerten wie erfolglosen Helden der Monkey-Island-Reihe, und seinem Nemesis LeChuck ein augenzwinkernder Insider-Gag. Schließlich war Monkey Island 2 seinem Vorgänger grafisch kaum überlegen. Heute könnte man anders fragen: Warum sind Adventures so rar geworden? Vielleicht, weil es kein LucasArts mehr gibt.

2013 hatte das zu Beginn der achtziger Jahre von George Lucas gegründete Spielestudio dichtgemacht. Kurz zuvor hatte Disney den kompletten Medienkonzern Lucasfilm übernommen. Für das in den vergangenen Jahren mäßig erfolgreiche Spielestudio war in den Plänen der neuen Besitzer offenbar kein Platz mehr.

Die Spiele, die LucasArts in seiner 31-jährigen Firmengeschichte veröffentlichte, leben natürlich trotzdem weiter. Nicht nur in den Erinnerungen der älteren Computerspieler, die noch mit VGA-Grafik und Midi-Musik aufwuchsen. Seit dieser Woche gibt es sie auch wieder zu kaufen: als Download auf der Spieleplattform GOG (Good Old Games), die sich auf ältere Spiele spezialisiert hat.

Klassiker für aktuelle Systeme

Gute alte Spiele sind nicht immer leicht zu bekommen. Obwohl zahlreiche Spieler sich die Titel von LucasArts wünschten, waren trotz des anhaltenden Retro-Gaming-Trends viele Spiele lange Zeit nicht offiziell für moderne Computer erhältlich. Auf Steam gibt es zwar seit einiger Zeit wenige Titel wie die Adventures Indiana Jones and the Fate of Atlantis und Monkey Island, andere Klassiker wie Day of the Tentacle, Loom oder X-Wing aber fehlen.

Wer sie spielen wollte, musste auf die freie Software ScummVM zurückgreifen, die eine Gruppe von Fans über Jahre hinweg entwickelt hat. Das funktioniert zwar ziemlich gut, die sogenannten Emulatoren sind rechtlich gesehen aber problematisch, da die Spiele urheberrechtlich geschützt sind.

Über 20 Titel aus dem Back-Katalog von LucasArts sollen nun auf GOG escheinen. Zum Start gibt es sechs Klassiker, darunter Indiana Jones and the Fate of Atlantis sowie die Special Edition des ersten Monkey Island, die bessere Grafik, Sprachausgabe und einen neuen Soundtrack bietet. Wer es wirklich Retro möchte, kann aber auch den klassischen Modus auswählen. Drei weitere Spiele sind erstmals digital verfügbar: Star Wars: X-Wing, TIE Fighter und das bis heute unterschätzte Adventure Sam & Max.

"X-Wing" © Screenshot

Bahnbrechende Adventures und Weltraumschlachten

Überhaupt sind es natürlich die Adventures, auf die sich die meisten Fans freuen dürften. Wie kaum ein anderes Spielestudio hatte LucasArts zum Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre das Genre geprägt: Aus den bis dato dominierenden Text-Adventures wurden mit der von LucasArts entwickelten Scumm-Engine bunte Grafik-Abenteuer, die sich mit der Maus spielen ließen: Point-and-Click heißt das Prinzip bis heute, auch wenn es einer aussterbenden Gattung angehört.

Deshalb lohnt sich der Blick in die Vergangenheit doppelt. Nach Titeln wie Maniac Mansion und Zak McKracken perfektionierte LucasArts mit Indiana Jones und Monkey Island, später mit Day of the Tentacle und Sam & Max das Genre. Stets vorhanden: schräge Figuren, irrwitzige Rätsel, obskure Popkulturreferenzen und jede Menge Humor. Es war die Reaktion der Entwickler auf die früheren Computerspiele, die nach Meinung des damaligen LucasArts-Managers David Fox nicht das "kreative Denken und das Ausprobieren ungewöhnlicher Lösungen" unterstützten.

Nicht nur mit Adventures setzte LucasArts Maßstäbe. Als die Weltraum-Flugsimulation X-Wing im Jahr 1993 erschien, erhielt die Star-Wars-Saga auch in die Welt der Computerspiele Einzug. X-Wing war das erfolgreichste des Jahres und eines der ersten, das 3D-Polygone für seine Grafik nutzte. Der Nachfolger TIE Fighter gilt heute vielen Spielejournalisten als eines der besten Spiele aller Zeiten.

Aber kann man die Pixel-Abenteuer heute überhaupt spielen, ohne von der grobschlächtigen Grafik erschlagen zu werden? Zumindest sollen die Spiele auch mit großen Auflösungen funktionieren. Die meisten Spieler dürften ohnehin nicht wegen der Grafik und gewöhnungsbedürftigen Steuerung zurückkehren, sondern wegen der Erinnerungen. Es ist schließlich schon viel zu lange her, dass man groggurgelnden Piraten fiese Sprüche an den Kopf warf.