Von Führungskräften wird stets erwartet, dass sie reflektierend sind und verantwortungsbewusst handeln. Doch wie bringe ich diesen Selbstreflexionsprozess in Gang?, fragt Stefan Wilke, Abteilungsleiter bei einem Kosmetikunternehmen.

Sehr geehrter Herr Wilke,

Ihre Entwicklung als Führungskraft hängt natürlich von Ihnen selbst ab, aber auch von äußeren Umständen. Peter Fuda, Trainer mit Lehrauftrag an der Macquarie Graduate School of Management (MGSM) und der Managementprofessor Richard Badham haben die Wirkungsgeschichte erfolgreicher CEOs analysiert. Sie fanden dabei heraus: Bestimmte Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Arbeit der Führungskräfte.

Insgesamt identifizierten die Forscher vier Eigenschaften und Kompetenzen, die entscheidend für den Erfolg der Manager waren: Ehrgeiz, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, Authentizität sowie Selbstreflexion. Zu jeder Kompetenz haben die Forscher Leitfragen entwickelt, die einen Reflexionsprozess in Gang setzen.  

Nachhaltige Veränderungen erreichen Führungskräfte demnach, wenn sie Ehrgeiz mitbringen und eine gewisse Begeisterung ins Team tragen können. Einen Perspektivwechsel vollziehen Sie dazu mit folgenden Fragen: Was zwingt das Unternehmen zur Veränderung und was zwingt Sie selbst zur Veränderung? Was soll der Prozess Ihnen persönlich bringen und was dem Unternehmen?  

Mit kritischen Fragen sich von außen betrachten

Um die Dynamik zu erlangen, diese Veränderung in Gang setzen zu können, braucht es die Initiative der Führungskraft sowie Mitarbeiter, die mitziehen. Dies erreichen Führungskräfte, wenn sie Verantwortung übernehmen, sich dem kritischen Blick ihrer Mitarbeiter stellen sowie um ihre Einsatzbereitschaft bitten. Diese Demut erfordert Mut, für den Führungskräfte im Regelfall aber auch belohnt werden. Ohne Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen (wollen), geht es nicht.

Fuda und Badham regen an, dass Manager sich fragen sollten, wie bereit sie sind, sich zu öffnen und sich auch von ihren Mitarbeitern zur Rechenschaft ziehen zu lassen. Denken Sie einmal darüber nach, wie gegenseitige Verantwortung auf allen Ebenen in Ihrem Betrieb eingeführt werden kann und was Sie mit Mitarbeitern tun, die nicht mitziehen wollen.

Ein Problem, das Fuda und Badham bei ihrer Forschungsarbeit immer wieder begegnet, waren unglaubwürdige Führungskräfte. Verstecken sich Manager hinter einer Maske, um ihre Unzulänglichkeiten zu verbergen, verspielen sie das Vertrauen ihrer Mitarbeiter. Das Engagement sinkt und die Zusammenarbeit stockt. Wer sich engagierte Mitarbeiter wünscht, sollte also authentisch sein. Fragen Sie sich, welche Unzulänglichkeiten Sie selbst haben und ob Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber eine Fassade aufbauen. Falls ja, überlegen Sie, was dies für Auswirkungen haben kann und wie sie authentischer werden. 

Letztlich geht es bei der Arbeit mit den von Fuda und Badham entwickelten Fragen darum, sich als Führungskraft von außen zu betrachten. Dieser kritische Selbstblick kann der erste Schritt zur Veränderung sein. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und fragen Sie sich, was schief läuft und in welchem Maße Sie an den eigenen Problemen festhalten? Wie würde eine kritische Auseinandersetzung aussehen und welche Methoden unterstützen Sie dabei?

Möchten Sie Ihr Verhalten ernsthaft reflektieren und nachhaltige Veränderungen bei sich und Ihrem Unternehmen bewirken, entdecken Sie Ihren Ehrgeiz, etablieren Sie eine wechselseitige Verantwortung, seien Sie dabei authentisch – alles dies mit einem selbstkritischem Blick.

Ihre Sabine Hockling